Montag, 4. Dezember 2017

Eine emotionale Meinung zum Sparpaket des Kanton Bern




Meine Lieben,

Seit Tagen schiebe ich diesen Blog vor mir her. Versuche in Worte zu fassen, was mir selbst die Sprache verschlägt. Ich suche nach Ansätzen, zu erklären, was dieses Entlastungpaket 2018 für die Pflege bedeutet. Und das so sachlich, wie möglich. Aber ich kann nicht. Ich kann meine Emotionen nicht zurückhalten. Und ich will es auch nicht. Ich bin Pflegehexe, mit allem was ich bin und ich bin emotional, dafür schäme ich mich nicht. Und so bekommt Ihr jetzt meine absolut emotionale Meinung zu diesem Thema.

Es macht mich traurig, zu wissen, dass noch mehr Menschen wichtige Hilfe nicht bekommen werden. Mein Herz schmerzt für all die psychisch Kranken und Versehrten, die weiter alleine durchs Leben gehen müssen, weil sie durch das Netz, dass noch einmal grossmaschiger wurde, fallen werden. Ich weine für die alten Menschen, die aus Angst, es sich nicht leisten zu können, auf die Spitex verzichten werden, dadurch verwahrlosen und ein unwürdiges Dasein fristen müssen.

Es enttäuscht mich, zu sehen, dass die Zahlen des Fachkräftemangels in den Medien X - fach wiederholt wird, die Politik des Kantons Bern aber offenbar keine Konsequenzen daraus ziehen kann. Würde sie dies tun, hätte vielleicht mal einer die Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) gefragt, wie sie dieses Problem angehen will, wenn sie sich weiterhin nur auf irgendwelche Sparübungen konzentriert.

Es macht mich so unglaublich wütend, dass der Direktor der GEF Pierre Alain Schnegg die Spitex eine «aufgeblähte Organisation» nennt. Was für eine Frechheit und was für eine Arroganz! Weder er noch die anderen Befürworter dieses Sparkurses scheinen sich auch nur eine Sekunde Gedanken darüber zu machen, was sie den Pflegenden antun. Sie sind es, denen noch mehr aufgebürdet wird. Sie sind es, die noch mehr in noch kürzerer Zeit tun müssen, obwohl sie schon lange keine Zeit mehr haben. Ihre physische und psychische Gesundheit steht auf dem Spiel. Ich möchte die Damen und Herren Regierungsräte schütteln und sie anschreien: «Wenn die letzten Pflegenden ihren Dienst quittiert haben oder zusammengebrochen sind, werdet ihr verstehen, dass Euer Geld nicht pflegen kann!»

Es macht mich entschlossen, für den Beruf, den ich so sehr liebe zu kämpfen, bis zum letzten Atemzug. Ich lasse nicht zu, dass Menschen, die weder die Freude und noch weniger das Leid von Pflegenden kennen, diese mit ihrer Ignoranz zerstören.

Ihr alle da draussen könnt mithelfen. Indem Ihr Euch gut anseht und anhört, wer, was in dieser unsäglichen Spardebatte sagt und abstimmt. Und Euch dann bei den nächsten Wahlen ganz genau daran erinnert!



Eure Madame Malevizia

traurige, enttäuschte, wütende, entschlossene Pflegehexe

Donnerstag, 16. November 2017

Freie Meinungsäusserung zur Pflegeinitiative – eine pflegehexerische Stellungnahme Teil VI


Mutmacher

In der ganzen hitzigen und zugegeben manchmal auch frustrierenden Diskussion, dürfen wir nicht vergessen, warum wir dies hier tun. Da draussen, gibt es Menschen, die wissen, weshalb die Pflegeinitiative lanciert wurde und warum wir dafür einstehen. Zwei Mutmacher, für alle, welche sich mit ihrem Herzblut einsetzen.

 «Diesem in jeder Beziehung anspruchsvolle Beruf der Dipl. Krankenschwestern gehört eine gerechte Bezahlung und der Verantwortung die diese Pflegefachkräfte jeden Tag auf sich nehmen auch Arbeitsbedingungen die nicht durch einen Drehtüreffekt kaputt gehen. Es kann ja nicht sein, dass eine Krankenschwester nur 80 Prozent arbeiten kann weil 100 gar nicht mehr machbar sind Das sind unhaltbare Zustände. Diese Menschen leisten überdurchschnittliches und haben ein Recht, dass Arbeitsbedingungen geschaffen werden die menschlich und tragbar sind. …

Urs Baumann

Ich danke für dieses Statement. 120'000 Menschen sehen das ebenso und haben die Pflegeinitiative unterschrieben. Ihnen gilt als erstes mein Dank. Ihre Unterschrift sehe ich als Auftrag, der mich ermutigt, weiter zu machen.

„Wer in der Schweiz ist denn verantwortlich, dass genügend Personal ausgebildet wird? - Welche Lobby z.B. kontrolliert die Knappheit der Ärzte? - Wer ist für die Krankenschwestern verantwortlich - ist ja absurd, dass nur rund 45% von CH ausgebildet werden, der Rest importiert?!? - Solche Entwicklungen finde ich für ein Land wie die Schweiz derart schmarotzerhaft - wann lernen wir, unsere Hausaufgaben zu machen - lieber Herr & Frau Bundesrat? gelüstet mich zu fragen...“

Urs M. Widmer

Ja, Herr Widmer, bitte fragen Sie! Fragen Sie immer wieder und fragen Sie laut. Und fragen Sie nicht nur unseren Bundesrat, fragen Sie die Parteien, fragen Sie das Parlament! Dann wären wir nämlich schon zu zweit! Und Sie wissen ja, steter Tropfen, höhlt den Stein.



Madame Malevizia, Pflegehexe

Mittwoch, 15. November 2017

Freie Meinungsäusserung zur Pflegeinitiative – eine pflegehexerische Stellungnahme Teil V


Lösungs – und nicht Lösungsansätze




Es gibt auch Versuche zur Lösung des Problems beizutragen. Manche dieser Ansätze sind durchaus brauchbar, eher weniger…


«...Der Vorstoss von SVP Joder ist unredlich. Dass die Krankenschwestern mehr Verantwortung übernehmen können ist unbestritten. Aber Joder wollte lediglich noch mehr Arbeit auf das Pflegepersonal abwälzten und so Kosten einsparen. Unredlich.»

Urs Baumann

Das war in keiner Weise die Absicht von Herrn Joder. Seine Grundüberlegung war, den Pflegefachpersonen vor dem Gesetz jene Verantwortung zu übergeben, die sie in der Praxis schon seit Jahren übernehmen. Der Vorstoss von Herrn Joder ist der einzige ernst zu nehmende, den es bisher im Parlament gab.


„Die Initiative ist schwachsinnig! Woher sollen den all die Leute kommen? 1/4 aller Studenten in der Schweiz sind bereits aus dem Ausland rekrutierte. Zudem muss bereits heute jede 2. neu geschaffene Stelle von einem Menschen besetzt werden, den man aus dem Ausland rekrutiert.

Wenn Sie die Attraktivität des Pflegeberufs mit dieser Initative weiter steigern und Einheimische (Schweizer wie Ausländer) vermehrt umsteigen, dann müssen ganz einfach die verlassenen Arbeitsstellen erneut mit anderen aus dem Ausland geholten Menschen besetzen. DAS IST EIN NULL-SUMMEN-SPIEL, jedoch ein teures, weil wir für diese Umbesetzung (Umschulungen) Milliarden ausgeben müssen.“

Rolf Rothacher


Ok. Denken wir diesen Ansatz mal zu Ende: Der Fachkräftemangel lässt sich nicht beheben, weil er sonst wo anders entsteht. Wir lassen alles wie es ist. Lassen somit zu, dass auch die letzte Pflegefachperson zusammenbricht. Dann pferchen wir Gebrechliche, Verletzte und Kranke in eine Hütte und lassen sie dort elend verrecken. Wir können sie natürlich auch einfach auf der Strasse liegen lassen...Es überlebt nur der, der für die Pflege bezahlen kann. Problem gelöst. Nein, das ist nicht sarkastisch, das ist ehrlich.


„Ja zu mehr Ausbildungslohn und vermutlich schlussendlich auch mit mehr Lohn (der auch angebracht wäre), nur ob man damit mehr Pflegepersonal in der Schweiz generiert??? - es gibt attraktivere Jobs, die mit weniger Psychischer und körperlicher Belastung behaftet sind.“

Roland Nuessli

Genau deshalb will die Pflegeinitiative auch „anforderungsgerechte Anstellungsbedingungen“ (Initiativtext). Es würde die Attraktivität des Berufes aber durchaus positiv beeinflussen, wenn mit dem Salär einer Pflegefachperson am Patientenbett eine Familie ernährt werden könnte.


„Das Pflegepersonal verdient grosse Hochachtung für Ihre Arbeit. Es ist aber auch ein gesellschaftliches Problem, dass der Pflegeberuf nicht grade für Junge Leute attraktiv ist. Einerseits hat dies sicher mit dem tiefen Lohn während und nach der Ausbildung zu tun. Dies dürfte aber auch die Gesundheitskosten in die Höhe treiben.“

Andreas Molnar

Der Beruf ist nicht nur lohnmässig nicht attraktiv. Seien wir doch ganz ehrlich, wer ist so verrückt und steigt in einen Beruf ein, der körperlich Hochleistungsport entspricht und dessen psychische Belastung einem Horrorfilm nahe kommt? Ich und jede andere Pflegefachperson, die noch an der Front arbeitet, ist so verrückt. Und jede einzelne hätte den Prix Courage verdient. Aber können wir das der Jugend noch zumuten? Oder besser gesagt, dürfen wir von ihnen erwarten, dass sie sich das antun?


„Patientenpflege ist wie es der Ausdruck schon sagt, die Pflege von Patienten. Müssten diplomierte KrankenpflegerInnen nicht auch noch die Patienten waschen, anziehen, umbetten usw., sondern sich den anspruchsvolleren Tätigkeiten rund um die Kranken widmen, so könnten erst genannte Arbeiten auch von "gewöhnlichen" dazu berufenen Menschen ohne Zeitdruck getätigt werden. Die Pflegeberufe wurden komplett stilisiert und die Menschlichkeit wegrationalisiert.“

Tina Baumann


„…und dass die in der Pflege tätigen Personen entsprechend ihrer Ausbildung und ihren Kompetenzen eingesetzt werden.“ steht im Initiativtext. Es ist ein weiterer Lösungsansatz zu überprüfen, wer für was eingesetzt wird. Pflegende (HF sowie FAGE) übernehmen heute im Alltag Aufgaben, die nicht in ihr Berufsbild gehören. Würden diese endlich wegfallen, wäre die Pflege schon sehr viel mehr entlastet.

Madame Malevizia, Pflegehexe

Dienstag, 14. November 2017

Freie Meinungsäusserung zur Pflegeinitiative – eine pflegehexerische Stellungnahme Teil IV


Es gibt Dinge, die ich nicht verstehen muss – oder die Ausländer sind schuld.

Eines der für mich absolut nicht nachvollziehbaren Themen, die mit der Pflegeinitiative in Zusammenhang gebracht werden, ist die Ausländerfrage (sorry, ich weiss gerade kein besseres Wort). Es widerstrebt mir zutiefst, mit meiner Stellungnahme irgendwelcher rechten Hetze möglicherweise eine Plattform zu bieten. Aber ich stelle mich dem jetzt und hier.



„In der letzten Zeit habe ich meinem Nachbar im Ospedale Civico Lugano besucht. Bei den Patienten sind Schweizer eine kleine Minderheit (30%?) und genau so beim Personal. Wir sind soweit, dass Ausländer (Grenzgänger) das CH-Personal ausboxen. Es kommen pro Jahr 10-tausende zu uns und lassen sich sofort gratis pflegen. Immer mehr Ausländer pflegen immer mehr ausländische Patienten, wo es hingeht weiss keiner.“

Tullio Bernasconi



Ich kenne die Zahlen nicht, sie interessieren mich auch nicht. Jeder Mensch, hat das Recht auf Leben und jeder Mensch hat das Recht auf würdige Pflege. Die Nationalität hat damit nichts zu tun. Es kann nicht die Lösung sein, Kriterien aufzustellen, wer jetzt gepflegt werden soll und wer nicht.



„…Wenn wir (einigermassen) offenen Grenzen haben, müssen wir damit leben dass erstens Menschen kommen wollen, und zweitens Firmen das Recht haben solche Menschen einzustellen…

David K.

Sie dürfen kommen, wenn das ihr Wunsch ist, soll das möglich sein. Es kann jedoch nicht sein, dass die Schweiz Pflegefachpersonen gezielt anwirbt um den eigenen Mangel zu decken.



„…Übrigens: wir brauchen auch so viel Pflegepersonal weil viele mittlerweile ältere südeuropäische pensionierte Bauleute Pflege brauchen“

David K.



Diese Menschen, haben ihre Arbeitskraft in der Schweiz eingesetzt und hier Steuern bezahlt, sie haben ein Recht darauf hier auch gepflegt zu werden. Es ist einfach mit nichts zu begründen, dass die Schweiz zuerst diese Menschen herholt und sie dann nach getaner Arbeit, wenn sie krank werden einfach wieder abschiebt. Wo bleibt da die Menschlichkeit?



„Der erste Schritt ist die Kündigung der PFZ.

Das müsste eigentlich jedem einleuchten.

Konsequenzen PFZ: Mehr Lohndruck, mehr Stress, weniger sozialer Zusammenhalte, mehr Arbeitslose/Ausgesteuerte, mehr Leute, mehr Leute in Pflege, ..., noch mehr Pfleger notwendig ...

Danach der Kündigung können wir über eine Verbesserung der Ausbildung sprechen“.

Max Ernst



Es hat einige Zeit gedauert, bis ich kapierte was PFZ heisst. Ich bin zwar manchmal schwer von Begriff, aber für mich ist es auch völlig abwegig, den Fachkräftemangel in der Pflege mit der Personenfreizügigkeit zu begründen. Und die Gleichung von Herrn Ernst verstehe ich beim besten Willen nicht.



„Warum soll die Schweiz für die PFZ Einwanderung noch mehr Leute ausbilden? Vielleicht müssten die Pflegeberufe neu organisiert werden, damit auch Leute mit niedrige Qualifikationen mithelfen können, und so mehr Asylanten und Sozempfänger ihren Teil dazu leisten können.“

Nina Klein



Ich kann den Zusammenhang zum PFZ einfach nicht herstellen. Das Hauptproblem ist einfach der Fachkräftemangel auf Tertiärstufe, also ganz oben. Da nützt es nichts, noch mehr Ungelernte ins System einzubinden. Es braucht Leute, die diese „Arbeiter“ koordinieren können, die wissen, was wann wie getan werden muss. Im Gesundheitswesen sind dies die Pflegefachpersonen HF.


Madame Malevizia, Pflegehexe

Montag, 13. November 2017

Freie Meinungsäusserung zur Pflegeinitiative – eine pflegehexerische Stellungnahme Teil III



Sonderfall Pflegefachpersonen HF und HF gegen FAGE

„Da könnte ja jeder kommen.“ Ist auch ein Argument, dass ich schon einige Male gehört habe. Wir sind aber eben nicht „Jeder“
Ebenfalls wird auch eine Konkurrenz zwischen HF und FAGE heraufbeschworen, die ich für schädlich halte. Das ist nicht das Thema, um das es bei der Pflegeinitiative geht.

„Ich finde es völlig falsch den Lohn und die Verantwortung derart in den Vordergrund zu stellen. Dies gar für eine einzelne Berufsgruppe als "Hintertür für höhere Gehälter" in der Verfassung festzulegen ist völlig krank. Der Lohnrahmen von Berufsgruppen gehört weder in die Verfassung, noch in die dazugehörige Gesetzesgrundlage, sondern sind paritätisch zwischen Arbeitgeber/Angestellten auszuhandeln. Ich befürworte jedoch ganz klar einen gesetzlich festgelegten Mindestlohn. Dieser muss jedoch für alle Berufsgruppen gelten. Es darf keine Bevorzugung des Pflegepersonals geben. Deshalb ist die Initiative abzuschmettern.“
Daniel Dummermuth

Pflegefachperson ist nicht irgendein Beruf. Wenn Pflegefachpersonen aussterben, gibt es Tote. Dies sollte sich jeder vor Augen halten, der das Gefühl hat, dass Pflegende nur mehr Lohn oder eine Bevorzugung wollen. Pflegende wollen einfach die Chance haben, mit ihrem Lohn eine Familie durchzubringen und sie wollen endlich wieder ihren Beruf so ausüben, wie sie es gelernt haben. Das ist keine Bevorzugung, das ist Gerechtigkeit.
Und ganz ehrlich, wenn wir in unserer Verfassung Bekleidungsvorschriften fixieren wollen, können wir auch festlegen wie Pflege und die Behandlung von Pflegenden in unserem Land aussehen soll.

„Was ist das denn für eine Einstellung! Beklagt sich jemand, dass wir zu wenig Putzpersonal selber ausbilden, wir dann Putzpersonal aus Lateinamerika ‚importieren‘ und dafür in deren Heimatländer Alles schmutzig ist? Oder dass wir so viele Bauleute aus Südeuropa haben … könnten ja unsere Gipser selber ausbilden…
David K.
Im Unterschied zum importierten Putzpersonal, gibt es im Lateinamerika (oder wo auch immer) Tote, wenn wir ihnen die Pflegefachpersonen abwerben. Und es ist ein regelrechtes Abwerben. Ein solches Verhalten ist für die reiche Schweiz (und das sind wir im Vergleich zu diesen Ländern) eine ethisch – moralische Bankrotterklärung.


„Aber bitte nicht die FAGs und FABs vergessen die Arbeiten auch sehr viel und ihr Job ist genau so wichtig und auch sie haben viel Verantwortung.“
Ruth Meier
Nein, die FAGEs und FABEs vergessen wir auf keinen Fall, sie sind Teil der Lösung. Richtig eingesetzt, leisten sie einen extrem wichtigen Beitrag in der Pflege. Die Betonung liegt auf RICHTIG EINGESETZT. Und genau das ist zur Zeit das Problem. Wenn die Pflegefachperson wegbricht, weil einfach zu wenig zu Verfügung stehen, müssen FAGES Verantwortungen übernehmen, zu der sie nicht in der Lage sind, und Dinge tun, für die sie nicht ausgebildet worden sind. Es ist dann für diese Berufsgruppe sehr frustrierend, wenn sie nicht das tun können, was eigentlich ihrem Berufsbild entspricht.


„Ich finde, da ist auch eine gewisse Scheinheiligkeit dabei. Denn in den Alten- und Pflegeheimen sind meist FAGE am pflegen und sehr schlecht bezahlt. Die Tertiär-Ausbildung "Pflegefachfrau HF" bedeutet Verdoppelung/Verteuerung der Ausbildungszeit. Diese Leute steigen später in den Beruf ein und kosten viel mehr. Dabei leistet die effektive Pflege-Arbeit in den Spitälern die FAGE. Die Aufwertung des Pflegeberufs auf Berufsmatura und Bachelor-Abschluss "Pflegefachfrau HF" hat dazu geführt, dass FAGE/FABE zu Billiglöhnen praktisch die ganze Pflege in Alten-, Pflege- und Behindertenheimen bewältigen, während in den Spitälern neue Arbeits- und Lohn-Hierarchien entstanden sind zwischen FABE und Pflegefachfrau HF.“
Elisabeth Eugster
Die FAGE sind am „pflegen“, weil es kaum mehr Pflegefachpersonen HF gibt, die in Pflegeheimen arbeiten. Das Resultat ist eine Überforderung der FAGE. Die von Ihnen genannte „Pflege“ ist nicht ausschliesslich die Körperpflege, das Essen und Trinken anreichen etc.. Nehmen wir das Beispiel Körperpflege. Während dieser müssen z.B. die Hautverhältnisse beobachtet werden (kann eine FAGE), und daraus die Konsequenzen gezogen werden. Und hier kommt die Pflegefachfrau ins Spiel. Muss der Patient/Bewohner gelagert werden? Braucht es ein anderes Hautpflegeprodukt? Ist ein Verband nötig? Oder muss dies von einem Arzt beurteilt werden?
Genauso verhält es sich im Spital. Eine FAGE kann den Blutdruck messen, die Resultate ins System eingeben und beurteilen, ob diese im Normbereich liegen. Liegen diese ausserhalb des Normbereichs ist es die Pflegefachfrau, die handeln muss. Ist der tiefe Blutdruck aufgrund eines Volumenverlusts entstanden? Fehlt dem Patienten nur Flüssigkeit oder könnte auch eine Blutung der Grund sein? Sie ist es, die nach weiteren Symptomen sucht, den Arzt informiert und gegebenenfalls mehr Flüssigkeit zuführt oder weitere Massnahmen wie Laborkontrollen oder die Gabe von Blutkonserven durchführt.

Madame Malevizia, Pflegehexe.


Freitag, 10. November 2017

Freie Meinungsäusserung zur Pflegeinitiative – eine pflegehexerische Stellungnahme Teil II



Was das kostet?!


Es sind diverse Kommentare zum Thema Kosten im Umlauf. Die Diskussion wird immer wieder auf dieses Thema reduziert. Deshalb stehen diese beiden Kommentare nun auch stellvertretend dazu.

„Zusammenfassung, Originalton: "Nein, wir wollen nicht einfach mehr Lohn, wir wollen nur mehr Geld."“
Peter Gutknecht
Diese Aussage ist nicht ganz richtig und auch nicht ganz falsch. Auch wenn eine Anhebung des Lohnes durchaus begrüssenswert wäre, dies alleine würde das Problem nicht lösen. Aber ja, „wir“ wollen mehr Geld. Dieses „wir“ ist die Pflege als solches. Es geht darum, dass die Verteilung der Gelder im Gesundheitswesen überprüft und angepasst wird. Würde die Politik nämlich mal hinsehen, wo dieses Geld versickert, würde sie eines bestimmt feststellen: Es ist nicht bei den Pflegenden. Die Absicht der Pfleginitiative ist es zu erreichen, dass in die Pflege investiert wird.
Und ganz ehrlich, die Schweiz hat eine Milliarde für einen Sportanlass, warum nicht für die Pflege und so auch für die Versorgung ihrer Gebrechlichen, Kranken, Verletzten, Sterbenden?

„Wenn Kollegen neben ihnen heulend am Schreibtisch sitzen, weil sie einfach komplett überlastet sind, ist das keine schöne Entwicklung. Hier über mögliche Prämiensteigerungen zu redn ist zynisch. Die Situation müsste schon lange verbessert werden und es gibt andere deutlich schlimmere Kostentreiber im System.“
Dieter Meier

Mein Herz schmerzt, wenn ich solche Dinge lesen. Und ich weiss, das sind keine Einzelfälle. Ich habe gestandene Frauen weinen sehen, weil sie einfach nicht mehr wussten, wie sie den Berg bewältigen sollten. Die Pflegenden sind über Jahre ausgepresst worden, wie Zitronen. Es gibt keinen Grund, dies nicht endlich zu beenden.