Dienstag, 4. Juni 2019

Die Pflegehexe und der Frauenstreik




Meine Lieben,

Am 14. Juni ist Frauenstreik. Ob frau dran teilnehmen will, möchte ich jeder einzelnen selbst überlassen. Es gib jedoch etwas, das mich in diesem Zusammenhang beschäftigt. Immer wieder wird in den Medien thematisiert, ob und wie die Pflegenden streiken werden. Vereinzelt appellieren die Arbeitgeber an die Vernunft der Pflegenden. Die meisten verlassen sich einfach darauf, dass die Pflegenden nicht in der letzten Konsequenz streiken werden. Und davon dürfen sie auch ausgehen. Weil Pflegende sich vor allem durch eines auszeichnen: Ihr Verantwortungsbewusstsein. Wir alle treten an, um für kranke und verletzte Menschen da zu sein. Das tun wir, mit unserem Wissen, unserem Können und auch mit unserem Herzen. Diese Menschen, die uns so sehr brauchen, lassen wir nicht einfach im Stich. Dies ist wohl der Hauptgrund, weshalb der Frauenstreik die Gesundheitsinsitutionen nicht so stark beeinträchtigen wird, wie er es könnte.

Ich sehe den Streik als allerletztes Mittel, um eine Veränderung herbeizuführen, vielleicht sogar zu erzwingen. Und das ist dann richtig und notwendig, wenn alles anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Und das sind sie aus meiner Sicht noch nicht. Die Pflegeinitiative, welche wichtige Voraussetzungen für die Pflege herbeiführen kann, ist gerade im Parlament. So ganz langsam scheinen die Politikerinnen und Politiker dieses Landes diesbezüglich aufzuwachen. Ich bin sehr dafür, dass wir ihnen (noch einmal) Zeit dazu geben, die Dinge in Ordnung zu bringen, die sie bis jetzt verschlampt haben.

Und doch werde ich am 14. Juni dabei sein. Ich werde mit so vielen anderen Frauen und Pflegenden auf dem Bundesplatz stehen. Ich werde dort stehen, für alle die Mütter, die es manchmal förmlich zerreisst, weil sie die Erwartungen ihrer Arbeitgeber, nämlich 24/7 verfügbar zu sein, einfach nicht erfüllen können. Nicht wenige müssen ihre Stelle schliesslich aufgeben, weil es einfach nicht geht. Ich werde dort stehen, für die jungen Pflegenden, die sich noch immer erklären müssen, dass ihr Beruf nicht nur «chly chrankeschwösterle» ist und nichts aber auch gar nichts mit sexy Hexy sein zu tun hat. Und ich werde dort stehen für alle Männer und Frauen, die diesen Beruf gerne ausüben würden, jedoch mit ihrem Lohn, die Familie nicht finanzieren können. Und noch mehr werde ich dastehen, für diesen wundervollen Beruf, der als «Frauenberuf» gilt und deshalb nicht die finanzielle und gesellschaftliche Anerkennung erhält, die ihm zusteht.

Vor allem aber, werde ich als Mahnung dort stehen. Als Mahnung für die Politikerinnen und Politiker, dass sie sich nicht weiterhin auf der Solidarität und dem Verantwortungsbewusstsein der Pflegenden ausruhen dürfen. Der Glaubenssatz: «Die nehmen alles hin.», wird nicht mehr ewig Gültigkeit haben. Und auch die Gesundheitsinstitutionen tun gut daran, jetzt hinzuschauen und in den «Erfolgsfaktor Mitarbeiterinnen» zu investieren. Eines muss nämlich allen klar sein: Wenn die Pflegenden streiken, ist die absolute Schmerzgrenze erreicht. Dann ist Ende der Fahnenstange. Dann steht nicht nur die Wirtschaft oder das öffentliche Leben still. Dann stehen Herzen still. Sie haben es in der Hand, dass es in der Schweiz niemals soweit kommt.

Eure Madame Malevizia.
Ps. Ich hoffe, am 14. Juni ist schöneres Wetter als auf dem Bild... ;-)