«Du bist nicht belastbar.» sagten sie mir,
als ich, nachdem ich monatelang 1-2 Stunden Überzeit
machte, ich so oft einsprang, dass ich nie mehr als einen Tag am Stück frei
hatte, krank wurde.
«Du bist zu emotional»
sagten sie mir, als ich weinte, nachdem ich einen
Bewohner in den Tod begleitet habe.
«Du bist zu emotional»
haben sie mir jedes Mal gesagt, wenn ich meinen
Ärger darüber kundtat, dass wir monatelang am personellen Limit liefen und uns
noch mehr Aufgaben aufgedrückt wurden.
Jahrelang habe ich versucht, es zu verändern.
Ich wollte so belastbar sein, wie es von mir
erwartet wurde.
Ich wollte nicht emotional sein.
Und ich bin grandios gescheitert.
Es
hat lange gedauert, bis ich begriff: So wie ich bin, bin ich richtig.
Heute
stehe ich da, und sage, frei nach Bliggs und Marc Sways Song:
«Wir
sind doch auch nur aus Mensch
Knochen
und Fleisch.»
Mein Körper hat seine Grenzen, ich darf sie spüren
und darf auf sie hören.
«Ein
Herz das schlägt,
Seele
und Geist»
Ich pflege, mit allem was ich habe. Mit meinem
Wissen, meinem Können und vor allem mit meinem Herzen. Meine Emotionen gehören
zu mir. Ein Betrieb, der meine Emotionalität als Makel sieht, ist nicht der
Betrieb, in dem ich arbeiten will.
«Wieviel
können wir geben,
Wieviel
verträgt es?»
Ich allein weiss, wieviel ich geben kann. Ich allein
spüre, wo meine Grenzen sind. Auf Vergleiche lasse ich mich nicht ein. Es gibt,
tatsächlich Kolleginnen und Kollegen, die mehr aushalten als ich. Das ist okay.
Vielleicht bin ich tatsächlich weniger belastbar als andere. Doch ist es meine «Leistung
oder Nichtleistung», dass dem so ist? Kann «Belastbarkeit» tatsächlich gemessen
werden. Sind wir Pflegenden nicht grundsätzlich schon belastbarer, als jene,
die sich diesen Beruf von vornherein nicht zutrauen? Seit ich meine Grenzen
kenne und lebe, bin ich jedenfalls gesünder als jemals zuvor.
Ich selbst bezeichne mich als emotionalen Menschen,
sehe das als meine Stärke an. Emotionen sind dazu da, sie zu durchleben und so
zu transformieren. Nur so ist Entwicklung möglich. Und nur so können wir selbst
fühlen, wieviel Kraft in uns ist.
«Einfach
nur Mensch
Knochen
und Fleisch»
Auch Pflegende sind genau das: Menschen, aus Knochen
und Fleisch. Wir haben Grenzen und sie immer und immer wieder zu überschreiten
ist Raubbau am eigenen Körper und der Seele. Es hat nichts mit nicht belastbar
sein zu tun, wenn Pflegende auf ihre körperlichen und psychischen Grenzen hören.
Es hat nichts mit emotional sein zu tun, wenn Pflegende weinen oder sich
ärgern.
Es hat damit zu tun, dass wir sind, wer wir sind und
was wir sind.
Meine Lieben, Ihr alle seid einzigartig, wunderbar
und wundervoll!
Häbet Sorg!
Eure Madame Malevizia.
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