Wir Pflegenden sollten uns selbst öfter mal im
Spiegel sagen: «Gloub a Di.»
«Gloub a Di», wenn Du eine neue Stelle antrittst.
Alles ist neu, das Team, die Abläufe. Lange Zeit suchst Du Dich verzweifelt durch
die Station. Wo war nochmal das Stationszimmer? Das Verbandsmaterial ist doch
in diesem Schrank. Ah nein, da ist das Inkontinenzmaterial. Und wo ist nun das
Zimmer des Patienten, wo ich den Verband machen sollte? Alles dauert länger,
eben weil Du suchst und selten sofort findest. Die Kollegen musst Du mit
unendlich vielen Fragen löchern. Da ist es verständlich, dass in einer ruhigen
Minute das Gefühl aufkommt: Ich kriege das niemals auf die Reihe. In so einer
Situation ist es gut, Ruhe zu bewahren, Dir Zeit zu lassen. In einem Jahr wird
alles schon ganz anders aussehen.
«Gloub a Di», wenn Du Dich mit Ärztinnen und Ärzten
auseinandersetzen musst. Ich höre da immer wieder irritierende Dinge, die an
Frechheit grenzen. «Wer hat von uns beiden denn studiert?» ist da noch harmlos.
«Ich habe mein Diplom auch nicht im Lotto gewonnen» sollte nicht unbedingt laut
ausgesprochen werden. Gedacht, sorgt er für das Auftreten, welches Du brauchst,
um einem solchen Schnösel Dein gesamtes Fachwissen um die Ohren zu hauen. Das
tust Du dann nicht nur für Dich, sondern für die Menschen, um die es geht: Die
Patientinnen und Patienten.
«Gloub a Di», wenn Du Dich mit Deinem Arbeitgeber
auseinandersetzt. Dabei ist wichtig, sachlich bleiben, klare Forderungen
stellen und Dir selbst im Klaren sein, was Du tun willst, wenn diese nicht
erfüllt werden. Kenne Deinen Wert. Es gibt Arbeitgeber, die wollen Dir
einreden, Du seist ersetzbar. Ihnen darfst Du offen ins Gesicht lachen, Der
Fachkräftemangel ist mit mehreren Studien belegt. Kein Arbeitgeber wird davon
verschont. Ein Arbeitgeber, der sich Deines Wertes nicht bewusst ist, ist es
nicht Wert, dass Du Deine Energie für ihn aufwendest. Und weil Du an Dich
glaubst, weisst du auch, dass Du jederzeit eine neue Stelle finden wirst.
Eure Madame Malevizia