Meine Lieben,
Es war ein politischer Entscheid, die Swiss DRG
einzuführen, dies trotz Warnungen des Berufsverbandes SBK. In den Swiss DRG
wird die Pflege ungenügend abgebildet. Die Folge, um entsprechend dem Aufwand
entschädigt zu werden, dokumentieren sich die Pflegenden dumm und dämlich.
Ebenfalls ist mit den DRGs ein neues Anreizsystem geschaffen worden. Je kürzer
der Patient hospitalisiert ist, desto mehr Geld für die Institution. Dies zieht
die sogenannt «blutigen» Austritte nach sich. Für SPITEX aber auch für die
Heime stellt dies zum Teil eine absolute Überforderung dar. Um diesem entgegen
zu treten, wurde bestimmt, dass ein Wiedereintritt nach kurzer Zeit (ich weiss
gerade nicht nach wie vielen Tagen) unter dem selben DRG läuft, sprich, es gibt
nicht mehr Geld dafür. Was tun nun findige Spitäler? Sie überweisen
solche Patienten wegen ihrer Komplexität in die Universitätsspitäler, welche
diese aufnehmen müssen, weil sie einen Leistungsauftrag haben. Das
Universitätsspital erhält jedoch nur noch das «Restgeld» des DRGs. Bei einer
Operation wird es noch perfider. Ein Grossteil des DRG wird für die Operation
bezahlt. Wenn ein Spital nun eine Operation durchführt, der Patient dann
jedoch Komplikationen erleidet, die dieses Spital nicht mehr bewältigen kann,
erhält das übernehmende Universitätsspital nur noch den Restbetrag (also DRG
minus OP). In beiden Fällen ist der Patient für das Universitätsspital vom
ersten Tag an defizitär. Diese «Rosinenpickerei» gehört schlicht unterbunden. Die Macht dazu hat das Parlament.
Die meisten Privatspitäler funktionieren über das
Belegarztsystem. Machen diese Ärzte Ferien fahren die Spitäler ihre Bettenzahl
herunter. Dies ist auch völlig logisch, leere Betten verursachen Kosten. Dadurch können sie auch weniger Notfälle aufnehmen, was dazu führt,
dass die Notfälle der öffentlichen Spitäler überlaufen, die Bettenhäuser ebenso
überfüllt sind. Dadurch kommt das Pflegepersonal an den Rand eines Kollapses.
Den Pflegedirektionen ist es gar nicht möglich, so kurzfristig ausreichend
Personal zu rekrutieren. Das, meine Lieben, ist nicht nur unfair, sondern
schlicht gefährlich. Auch das gehört abgestellt. Wenn die Privatspitäler auch
Gelder von der öffentlichen Hand erhalten, sollen sie auch denselben
Leistungsauftrag wie die öffentlichen Spitäler erfüllen.
Der Bundesgerichtsentscheid, dass Pflegematerialien
den Krankenkassen nicht mehr verrechnet werden dürfen, konnte nur zustande
kommen, weil die Gesetzeslage so ist. Und so ist die Pflege meines Wissens, der
einzige Berufsstand, der sein benötigtes Material nicht verrechnen darf.
Jedes Jahr kommt es in beinahe jedem Kanton zu
Sparmassnahmen. Ausgetragen werden diese mit Vorliebe auf dem Buckel des
Gesundheitswesens. Daneben sind Bund, Kantone und Gemeinde Meister darin, sich
gegenseitig den finanziellen schwarzen Peter zu zuschieben. Verantwortung
übernehmen geht anders.
Es ist die fixe Idee der Politiker, dass Gesundheitsinstitutionen
Gewinn bringend sein sollen. Der Kapitalismus lässt grüssen. Manchmal habe ich
den Eindruck, dass dies ohne Rücksicht auf Verluste erreicht werden soll. Diese
Bestrebungen gehen auf Kosten der Menschlichkeit. Inne halten, umdenken?
Fehlanzeige.
Ganz konkret gesagt:
Ich werfe der SP vor, dass die Gesundheitspolitik in
ihrem Parteiprogramm schlicht inexistent ist. Das weiss ich, weil ich dieses
gelesen habe. Vieles über eine menschliche Wirtschaft steht da drin. Aber
nichts, was Pflegenden in ihrer Not helfen würde. Es gibt in den Kantonen sehr
gute Programme zum Thema Gesundheitswesen. Ebenfalls gibt es Politikerinnen und
Politiker der SP, welche sich engagieren. Um wirklich etwas erreichen zu
können, braucht es jedoch mehr als Einzelaktionen.
Die Juso konzentriert
sich auf Freiräume der Jugend, Polizeigewalt oder und im Moment sehr darauf, zu
beurteilen was nun sexistisch ist oder nicht. Alles Themen, die irgendwo
wichtig sein können. Dabei verpassen sie die Tatsache, dass vor ihrer Nase die
Menschenrechte von Patienten und Pflegenden tagtäglich verletzt werden. Eine
Beteiligung dieser jungen, mitunter auch kreativen Partei, ist für mich ein
Muss.
Für die FDP scheint das
Gesundheitswesen ausschliesslich aus den Krankenkassen zu bestehen. Mehr gibt
es über diese Partei nicht zu sagen. Und zu erwarten hat die Pflege von der FDP
grundsätzlich nichts. Aber gerade von dieser Partei erwarte ich, dass sie an
Lösungen konkret mitarbeitet.
Im Parteiprogramm der
SVP ist das Gesundheitswesen durchaus präsent. Die Ansätze sind zwar sehr
konservativ, aber durchaus zu diskutieren. Leider fokussiert sich die SVP
lieber auf die Masseneinwanderung oder die Frage des Kopftuchs. Aus meiner
Sicht, ein Armutszeugnis für die Partei. Lässt sie doch dadurch einen Teil der
Bevölkerung kläglich im Stich.
Die CVP hat das «Christlich»
in ihrem Namen, müsste sich also mit ethisch- moralischen Fragen
auseinandersetzen. Solche Fragen gibt es beim Thema Gesundheitspolitik mehr als
genug. Doch auch sie bleibt weitgehend stumm.
Das Gesundheitswesen
ist hochkomplex. Als Politikerin oder Politiker braucht es durchaus Mut sich
ernsthaft damit zu befassen. Doch jeder einzelne, der in einem Rat sitzt, hat
sich bewusst dafür entschieden. Als Bürgerin, als Wählerin, als Pflegehexe
erwarte ich, dass sie nun ihre Verantwortung wahrnehmen.
Eure Madame Malevizia
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