Donnerstag, 14. Oktober 2021

Verfassung oder nicht, links oder nicht, dass ist NICHT DIE FRAGE

 


Meine Lieben,

Folgendes Statement habe ich heute auf Twitter gehört:

«Man will für eine einzige Berufsgruppe die Arbeitsbedingungen in die Verfassung schreiben. Die linke, gewerkschaftliche Pflege – Initiative gehört gebodigt.»

Das Statement kommt von Martina Bircher (SVP). Ich möchte mich dazu äussern:

In der Schweiz herrscht ein Fachkräftemangel in der Pflege, der mittlerweile von niemandem, der seine fünf Sinne zusammen hat, bestritten werden kann. Ich möchte in diesem Blog nicht darüber schreiben, welche gravierenden Folgen dies für unsere Gesundheitsversorgung hat. Nur so viel: Es geht um Leib, Leben und Würde jener, die auf unser Gesundheitswesen angewiesen sind, ebenso wie um jene, die darin arbeiten

Zustande gekommen ist der Fachkräftemangel, weil, 1. zu wenig Pflegefachpersonen ausgebildet werden und 2. die ausgebildeten Pflegefachpersonen den Beruf früh wieder verlassen.

Das ist weiss die Politik nicht erst seit gestern. Etwas dagegen tun? Fehlanzeige! Im Gegenteil. Munter wurde und wird die Verantwortung zwischen Bund, Kantonen und Arbeitgebern hin und her geschoben. Seit Jahrzehnten. So lange, bis es den Pflegenden gereicht hat. Zusammen mit ihrem Berufsverband, einzelnen Politikerinnen und Politikern wurde die Pflegeinitiative lanciert und innerhalb von acht(!) Monaten die erforderlichen Unterschriften eingereicht.

Ich möchte daran erinnern: Die Volksinitiative ist das einzige Instrument der Bürgerinnen und Bürger direkt Einfluss zu nehmen und das geschieht immer in Form einer Verfassungsänderung.

Ich erachte es als scheinheilig, wenn nun argumentiert wird: «Das gehört aber nicht in die Verfassung!» Hätte die Politik ihre Verantwortung wahrgenommen, wäre die Initiative ja auch nicht nötig geworden.

Über 40 Prozent der Pflegenden verlassen den Beruf frühzeitig, ein Drittel von ihnen ist jünger als 35 Jahre. Diese Zahlen stammen aus dem Obsan Bericht 2021. Wer lösungsorientiert denkt, macht sich Gedanken darüber, wie die Berufsverweildauer verlängert werden kann. Gelingt dies nicht, wird eine Ausbildungsoffensive nämlich nicht den gewünschten Effekt haben. Arbeitsbedingungen, die ein Privatleben, ein Familienleben, ein gesundes Leben ermöglichen sind da einfach essenziell. Viele Pflegende steigen frustriert und erschöpft aus dem Beruf aus. Sie müssen ihren Beruf, den sie so sehr leiben aufgeben, weil die Bedingungen sie krank machen. Wenn also die Berufsverweildauer erhöht werden soll, und das muss sie, um den Fachkräftemangel nachhaltig zu beheben, müssen auch die Arbeitsbedingungen angepasst werden.

Mit der Pflegeinitiative kommt die Frage «Wie sollen Kranke, Verletzte, gebrechliche Menschen in der Schweiz versorgt werden?» Da hin, wo sie hingehört. In die Gesellschaft und in die Gremien, die diese gestalten.

«Die linke, gewerkschaftliche Pflegeinitiative gehört gebodigt.».

An dieser Aussage, stören mich zwei Worte: Das erste ist «links». Ich bin Mitglied eines Lokalkomitees (Grüsse an euch, meine Lieben!). Darin vertreten sind Aktive aus:  FDP, SP, Glp, Unia, SBK; sie sind Lehrerinnen, Bürofrauen, Pflegende, Pensioierte, Frauen Männer etc. Ich unterhalte mich ebenfalls  mit Leuten von der jungenSVP, die sich sehr für die Pflegeinitiative einsetzen. Warum ist das so? Weil sie alle begriffen haben, dass wir ein gemeinsames Problem haben: Der Fachkräftemangel in der Pflege.

 

Das zweite Wort, das mich nicht nur stört, sondern verärgert, ist «gebodigt». Synonym könnte auch «niedergemäht», «plattgewalzt» oder «abgeschmettert» benutzt werden. Und das wird mit seit Jahren mit den Anliegen dieser Berufsgruppe gemacht. Geht dieser Umgang weiter, liegen nicht nur die Menschen dieser Berufsgruppe am Boden. Nein, unser Gesundheitswesen wird mit Vollgas an die Wand gefahren.

Eure Madame Malevizia


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