Meine Lieben,
Die Pflegeinitiative kommt vors Volk. Das
Initiativkomitee hat beschlossen, die Initiative nicht zugunsten des indirekten
Gegenvorschlags zurück zu ziehen. Für mich ist dieser Entscheid der Richtige.
Ich weiss, einige finden, die Initiative gehe zu
weit. Und überhaupt werde nun einfach alles verzögert, dabei sei es doch so
wichtig, dass jetzt etwas getan werde. Zu diesen zwei Argumenten möchte ich
heute Stellung beziehen.
Geht die Initiative zu weit?
Man könne doch nicht die Arbeitsbedingungen eines
Berufsstandes in die Verfassung schreiben, höre ich von verschiedenen Kreise.
Also ehrlich gesagt, steht in unserer Verfassung so einiges, das aus meiner
Sicht nicht unbedingt da hineingehört. Ausserdem geht es hier nicht um
irgendeinen Berufsstand. Ohne eine professionelle Pflege ist ein funktionierendes
Gesundheitswesen nicht denkbar. Ohne Pflege ist ein würdiges Leben und Sterben
nicht erreichbar. Ich bin darum durchaus der Meinung, dass die Landesregierung
einen Teil der Verantwortung dafür trägt, dass ausreichend Pflegende vorhanden
sind. Was passiert, wenn dies nicht der Fall ist, haben wir in den letzten
Monaten alle live und in Farbe miterleben dürfen. Und das ist eigentlich nur
die Spitze des Eisberges. Denn schon vor der Covid – Krise, war es kaum mehr
möglich, die Arbeit als Pflegefachperson so zu machen, wie wir es gelernt
haben. Durch die Covid Krise wurde das zum ersten Mal richtig wahrgenommen,
weil dieser Umstand da das Leben vieler bedrohte.
Lieber der Spatz in der Hand…
Durch das Weiterziehen der Pflegeinitiative seien
Massnahmen zur Verbesserung der Situation verzögert worden. Es sei doch
wichtig, JETZT etwas zu tun. Grundsätzlich, hätte schon vor JAHRZEHNTEN etwas
getan werde müssen. Da hat aber niemand auch nur Ansatzweise etwas davon hören wollen.
Vor allem politisch wurde gepennt. Die Massnahmen des indirekten
Gegenvorschlags sind zwar ein Schritt in die richtige Richtung, reichen aber
nicht aus. Bezeichnend ist, dass sich das Parlament erst zu einem halbwegs
brauchbaren Gegenvorschlag durchringen konnte, als sie realisierte, dass die
Pflegeinitiative im Volk durchaus Chancen hat. Dennoch reicht der
Gegenvorschlag einfach hinten und vorne nicht. Was nützt eine Investition in
die Ausbildung, wenn zum einen nicht ausreichend Fachpersonen vorhanden sind,
welche in der Lage sind die Lernenden sinnvoll zu betreuen und sich zum anderen
nichts an der extrem geringen Berufsverweildauer ändert? Und gerade diese
Berufsverweildauer ist es, die dringend verbessert werden muss. Pflege ist eine
Profession, die vor allem Erfahrung bedarf. Bricht diese weg, sinkt die
Qualität. Um diese Berufsverweildauer ins Positive zu verändern, muss sich an
den Arbeitsbedingungen etwas ändern. Und hier muss der Gesetzgeber Stellung
beziehen.
Eine Chance
Für mich gibt es jedoch einen weiteren Grund,
weshalb ich froh bin, dass die Pflegeinitiative zu Abstimmung kommt. Jede
Stimmbürgerin und jeder Stimmbürger kann sein Statement dazu abgeben, was für
eine Pflegequalität er oder sie für sich und sein Land haben möchte. Es ist
ihre Möglichkeit zu sagen, wie sie im Alter, in Krankheit und Verletztheit
behandelt werden möchte. Auch ein Nein, könnte uns Pflegenden dahingehend
helfen, dass wir nicht mehr das Gefühl haben müssen, Unmögliches weiterhin
möglich zu machen. Es geht um die Frage: Was für einen Wert hat die Pflege für
die Bevölkerung? Wollen wir in diesen Berufsstand investieren?
Für uns Pflegende ist diese Abstimmung auch eine
Chance, Raum einzunehmen. Im Abstimmungskampf können wir zeigen, was wir
wissen, was wir tun und worauf es in unserem Beruf ankommt. Wir können zeigen,
dass wir bereit sind, den gesetzlichen Rahmen, der uns gegeben werden soll,
auch für das Wohle aller zu nutzen.
In diesem Sinne, meine Lieben, zeigen wir uns, mit
allem was wir sind und was wir haben, für eine starke Pflege!
Eure Madame Malevizia
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