Donnerstag, 1. September 2016

Pflege braucht keine höhere Schulbildung und andere Mythen

Quelle: Augen auf; Facebook am 31.08.16

Meine Lieben,
Diesen Post habe ich auf Facebook auf der Seite „Augen auf“ gefunden. Lese ich die Aussage von Herrn Beck, habe ich ein wenig den Eindruck, der habe zuerst gesprochen und erst danach gedach!
 Ich bin versucht, diesen Menschen mit allen mir bekannten Nettigkeiten einzudecken, und ja, ich wüsste da so einige. Aber das ist nicht mein Stil und würde nichts ändern. Herr Beck nennt einen Mythos, dem ich immer wieder begegne: Der Pflegenotstand kann mit Flüchtlingen, Arbeitslosen und Einwanderern behoben werden. Dieser Mythos kommt immer dicht gepaart mit zwei weiteren Mythen auf: Pflege braucht keine „Studierten“, In der Pflege braucht es nur ein gutes Herz. Ich möchte die Gelegenheit nutzen und auf diese drei Myhten eingehen. Beginnen wir mit dem Mythos dem auch Herr Beck verfallen ist:
Der Pflegenotstand kann mit Flüchtlingen, Arbeitslosen und Einwanderern behoben werden.
Diese Annahme halte ich schlicht für falsch. Bei den Flüchtlingen und Einwanderern beginnt das Problem schon mal bei der Sprache. Ein Grossteil der Arbeit von Pflegenden ist Kommunikation. Sie sprechen mit Ärzten über die von ihnen beobachteten Symptome, die Anliegen der Patienten und besprichen die verordneten Massnahmen. Auch der Kontakt zu Angehörigen, die meist sehr besorgt sind, häufig Ängste haben, die sich in sehr vielen Fragen, erhöhter Aufmerksamkeit zeigen, geht ausschliesslich über die Sprache. Auch mit Patienten sind Pflegende unablässig verbal in Kontakt. Wie soll das gehen, wenn  Pflegende nicht die selbe Sprachesprechen? Ich komme beispielsweise an meine Grenzen, wenn ein Patient französisch oder englisch spricht. Ich bin dieser Sprachen einigermassen mächtig, aber keine ist nicht meine Muttersprache. Ich merke dann, dass ich die Patienten und ihre Angehörigen weniger gut begleiten kann, als ich es bei deutschsprachigen Menschen kann. Spricht ein Flüchtling oder Einwanderer gut Deutsch und hat in seinem Land eine Ausbildung im Pflegebereich absolviert, herzlich willkommen! Der SBK und auch viele Spitäler sind sehr daran interessiert diese Menschen in der Integration in den Berufsalltag zu unterstützen. Die Anzahl dieser Menschen wird jedoch niemals reichen, um den Pflegenotstand zu beheben. Und Arbeitslose in die Pflege? Es herrscht ein FACHkräftemangel! Mit Ungelernten kann dies nicht behoben werden! Ja, Pflegehelfer/Innen leisten einen wichtigen Beitrag in der Gesundheitsversorgung und ohne sie würde es nicht gehen. Eine Pflegefachperson ersetzen sie jedoch nicht. Ich finde es auch nicht gut, Menschen in die Pflege zu „zwingen“. In der Pflege arbeiten, dazu muss man bereit sein, wenn es einem keine Freude bereitet, wird es schwierig und gefährlich.
„Pflege braucht keine Studierten“
Wer so eine Haltung vertritt, zeigt vor allem wie inkompetent er in dieser Thematik ist. Pflege hat nichts mit instinktivem Wissen zu tun, Pflege wird gelernt. Sie ist nicht irgendein konzeptloses herumwaschen. Pflege hat System, Pflege ist extrem komplex, egal wo sie ausgeführt wird. Ja, auch resp. vor allem im Pflegeheim. In meiner gesamten pflegerischen Laufbahn ist mir noch nie ein Patient oder ein Bewohner begegnet, der nur eine einzige medizinische Diagnose hatte. Die Zusammenhänge zwischen diesen muss man sehen können. Ganz abgesehen davon die Symptome dieser, die sonstige physische, die psychische und die soziale Situation des Patienten spielen in der Pflege eine Rolle, das alles muss berücksichtigt werden. Und wie, um alles in der Welt, soll Pflege in einer Welt, in der sich alles um Zahlen dreht, messbar und beweisbar werden, wenn nicht durch Studien? Studien, die von Pflegenden mit Masterabschluss durchgeführt werden müssen, weil ich als Pflegefachfrau am Patientenbett gar nicht weiss, wie ich eine solche durchführen soll, damit diese auch wirklich aussagekräftig ist.
Ich empfinde es jedoch als grosse Bereicherung, dass es jedem Interessierten möglich ist, in die Pflege einzusteigen. Die Ausbildungen sind von Stufe zu Stufe durchlässig. Der Weg Assistentin Gesundheit – Fachfrau/Frachmann Geschundheit – Pflegefachfrau/Pflegefachfmann HF – Bachelor – Master ist möglich. Das ist eine Stärke dieses Gebietes, es bietet viele Perspektiven. Mit der nötigen Motivation ist alles möglich.
„In der Pflege braucht es nur ein gutes Herz“
Diesen Mythos höre ich oft und ich gebe immer diese Antwort: „Es braucht Kopf, Herz und Hand!“ Es braucht einen Kopf, der vernetzt denken kann, eine schnelle Auffassungsgabe hat und über nötiges Fachwissen verfügt.  Ohne Frage, es braucht auch ein Herz, das für die Menschen schlägt. Und es braucht Hände, die pflegerische Verrichtungen geschickt ausführen können. Das eine ohne das andere ist in der Pflege nichts!
Soviel zu diesen drei Mythen in der Pflege.
 Nun wünsche ich Euch Gesundheit, sie ist das höchste Gut, das sich keiner kaufen kann.
Eure Madame Malevizia.


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