Freitag, 1. Mai 2020

Madame Malevizias Korrespondenz - Mail an Ständerat Alex Kuprecht



Werter Herr Kuprecht,
Mit Interesse habe ich Ihre Diskussion mit Frau Yvonne Ribi  am 30.04. 2020 in der Sendung Forum im Radio SRF 1 verfolgt. Ich schreibe Ihnen als Pflegefachfrau, die seit sie 16-jährig ist, in der Pflege arbeitet. Nebenbei engagiere ich mich berufspolitisch in meinem Blog.
Einige Ihrer Aussagen haben mich verärgert und deshalb möchte ich auch dazu Stellung beziehen.

Sie haben das Salär von Pflegefachpersonen HF mit dem eines Sanitärinstallateurs verglichen. Das ist schlicht eine Frechheit! 
Nicht wegen des Sanitärinstallateurs, sondern weil Sie Äpfel mit Birnen vergleichen. Die Ausbildung Pflegefachperson HF beinhaltet insgesamt 6 (!) Jahre, sie befindet sich also auf Tertiärstufe und nicht auf der Stufe einer Berufslehre. Ich bitte Sie, sich entsprechend zu informieren, bevor Sie solche Aussagen tätigen.
Sie haben betont, dass viel Geld ins Gesundheitswesen fliesst. Das tut es, jedoch NIE in die Pflege! Im Gegenteil, in jeder Sparrunde, egal in welchem Kanton, wird im Gesundheitswesen gespart und jedes Mal, hat es die Pflege getroffen.

Zum Thema Akademisierung. Ich übernehme in der Nachtschicht die Verantwortung für 12 Patienten. Dabei muss ich wissen:
-        Welche Drainage führt von wo nach wo im Körper?
-        Wie sollte das, was da herausfliesst aussehen?
-        Was tue ich, wenn der Patient Schmerzen, Übelkeit, Atemprobleme, Rötungen hat?
-        Wie begleite ich einen Patienten im Sterben?
-        Wie sieht der Sterbeprozess aus?
-        Wie reanimiere ich einen Patienten?
-        Wie mobilisiere ich einen frisch operierten Patienten?
Ich könnte Ihnen diese Liste problemlos über 20 Seiten fortführen. Das lernt niemand innerhalb eines Jahres. Dieses Wissen abrufen zu können und in der Situation anzuwenden macht unseren Beruf so spannend und auch so anspruchsvoll.
«Brauchst du Köpfe oder Hände?» Das hat mich mal eine Pflegedienstleiterin gefragt. In der jetzigen Situation brauchen wir Köpfe, die die Fäden in der Betreuung von kranken Menschen, deren Situationen meist hochkomplex sind,  in der Hand halten können. Das wird eine Fachfrau Gesundheit nicht alleine leisten können, jedenfalls nicht in einem Akutspital. Und auch in den Pflegeheimen, kann die Pflegequalität nicht aufrechterhalten werden, wenn der Anteil an Pflegefachpersonen HF weiterhin sinkt.

Zu Ihren Äusserungen zur COVID – 19 – Krise und Zulage. Frau Ribi hat Ihnen erklärt, was diese Krise für uns bedeutet hat. Für ALLE von uns. So habe ich bis letzte Woche 12 – Stundenschichten gemacht. Meine Station war immer ausgelastet und das nicht zu knapp. Abgesehen davon, dass ich extrem Mühe habe, dass jetzt schon Stimmen laut werden, die finden, «War ja alles nicht so schlimm!» Wir in der Deutschschweiz dürfen einfach nur dankbar sein, dass die Massnahmen des Bundes gegriffen haben. Und eine Garantie, dass es so bleibt, haben wir nicht.

Sie haben mehrmals betont, wie lange Sie Mitglied in der Gesundheitskommission sind. Schon deshalb bin ich einigermassen entsetzt, dass sie a) so wenig über die Ausbildung von Pflegefachpersonen und b) noch weniger über die Anforderungen dieses Berufes wissen. Sollten Sie ernsthaft gewillt sein, ihre Wissenslücken zu schliessen, stehe ich Ihnen sehr gerne zur Verfügung. 

Nun wünsche ich Ihnen Gesundheit, das höchste Gut, das keiner kaufen kann und verbleibe mit Freundlichen Grüssen 

Madame Malevizia

Ps. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass dieses Mail, sowie eine allfällige Antwort auf meinem Blog und meiner Facebookseite veröffentlicht werden.
Ebenfalls finden Sie im Anhang meinen Steckbrief, damit Sie wissen, mit wem sie es zu tun haben. 

2 Kommentare:

  1. Herr Kuprecht hat sich mit seinem Vergleich gleich selbst unglaubwürdig gemacht/disqualifiziert. Er hat damit selbst bewiesen, dass er von der Arbeit einer Pflegefachkraft offenbar keine Ahnung hat. Seine Äusserungen sind Respekt- und Niveaulos um nicht noch andere Attribute zu nennen. Dass er sich noch Gesundheitspolitiker „schimpft“ ist sogar ein Witz. Es gab schon einmal einen solchen Zürcher „Gesundfachmann“ im Nationalrat (Schreinermeister), der sich mit seinen Aussagen ins Offsite gestellt hat. Es gibt viele weitere solche Ignoranten, davon sitzen einige sogar in den höchsten Regierungsposten und dürfen die Coronakrankeit kleinreden und nehmen dafür Menschleben in Kauf, das alles nur um des Geldes Willen und um ihren Wählern zu gefallen. Es war ja abzusehen, dass nach dem Abklingen der Krankheit einige das Gefühl haben, das sei ja alles nur eine harmlose Grippe gewesen und die Leute im Gesundheitswesen sollten froh sein, dass sie überhaupt Arbeit hatten. Was diese Menschen im Gesundheitswesen geleistet haben, wird aber, da bin ich sehr glücklich, vom grösseren Teil der Bevölkerung auch anerkannt/geschätzt/verdankt. Ich hoffe, dass die Pflegefachleute nun laut bleiben und sich nicht kleinkriegen lassen.

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  2. Vielen Dank für dieses Statement. Auch ich hoffe, dass wir Pflegenden jetzt alle dran bleiben. Wir dürfen es nicht zulassen, dass solche Äusserungen, wie sie Herr Kuprecht getätigt hat, unkommentiert bleiben und nicht korrigiert werden. Lassen wir sie weiterhin einfach stehen, werden sie zur Wahrheit.

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