Meine Lieben,
Dass die Betten auf der
IPS langsam knapp werden, hat sich bereits herumgesprochen. Dass die Bettenzahl
nicht einfach so erhöht werden kann, sickert auch ganz langsam durch. Ich
wiederhole es hier aber gerne nochmal:
Es geht nicht um das
Möbelstück, genannt Bett und auch nicht um die Geräte, die auf einer IPS zum
Einsatz kommen. Mit «Bett» ist alles das gemeint, was ein IPS – pflichtiger Patient
benötigt. Er benötigt eben auch eine Pflegefachperson FA Intensivpflege. Genau
diese Pflegefachpersonen FA Intensivpflege sind es, an welchen es zur Zeit
mangelt. Das kam nicht plötzlich und über Nacht. Und es gäbe viel dazu zu
sagen, wie dieser hätte verhindert werden können. In diesem Blog soll es jedoch
nicht darum gehen (Es kann sein, dass ich irgendwann mal auf diese Thema zurück
komme).
Heute möchte ich
erklären was es für die Bettenstationen bedeutet, wenn die IPS kaum mehr Betten
hat. Immer wieder habe ich Nachtdienste erlebt, in denen ich die Information
hatte, dass die IPS nur noch wenige, manchmal auch keine Betten mehr hat. Für
mich hat das bedeutet: Ich kann Patienten erst verlegen, wenn es gar nicht mehr
anders geht. Salopp ausgedrückt: Erst wenn wir kurz vor der Reanimation sind. Die
wenigsten Patienten werden von jetzt auf sofort Reanimationspflichtig. Meist
passiert das schleichend und alle Beteiligten sind sich einig, dass es am
besten gar nicht so weit kommt. Es ist absolut zentral, dass rechtzeitig
Massnahmen ergriffen werden können. Auch ein Aufenthalt auf der IPS ist von
mehr Erfolg gekrönt, wenn dieser frühzeitig erfolgt. Als Pflegende auf der
Bettenstation heisst das, wachsam sein, damit ich merken kann, wann die Situation
ins lebensgefährliche kippt. Instabile Patienten sind auf der Bettenstation
somit keine Seltenheit. Und damit meine ich nicht, dass sie Komplikationen
haben könnten, sondern, dass bereits solche aufgetreten sind. Blutungen zum
Beispiel. Und wenn dann kein IPS – Bett zur Verfügung steht, wird auf dem
Bettenstationen das gemacht, was möglich ist. Volumengabe, Bluttransfusionen,
Überwachung. Alles das ist zeitintensiv. Ebenfalls gilt es als Pflegende selbst
die ruhig zu bleiben, denn die Patienten spüren meist, dass etwas nicht stimmt
und benötigen unseren Beistand, während wir all unser Können und Wissen
aktivieren, um sie zu stabilisieren. Und das, obwohl ich teilweise bis zu 11
andere Patienten zu betreuen habe, die alle auch instabil werden können. Nur
vielleicht merke ich das dann nicht oder zu spät, weil ich mich gerade intensiv
um den anderen instabilen Patienten kümmere.
Ebenfalls kann es
bedeuten, dass ich einen Patienten von der IPS/IMC holen muss, weil dieser als
1. Verlegungsreserve gilt. Das heisst, dies ist der zurzeit stabilste Patient
auf der IPS/IMC, der wenn es Betten braucht, verlegt wird. «Gott gebe das es
klebe» ist da jeweils das Motto. Nicht selten müssen genau diese Patienten
wenige Tage später wieder auf die IPS verlegt werden, weil sich ihr Allgemeinzustand erneut verschlechtert hat.
In der momentanen Diskussion
wird immer wieder damit argumentiert, dass es ja noch Betten hat. Niemand,
wirklich niemand, will erleben was geschieht, wenn die verfügbaren Betten in
der gesamten Schweiz auf 0, in Worten Null, sind. Denn dann beginnt die Triage,
heisst: Wer bekommt jetzt noch ein IPS – Bett und damit die Chance zu
überleben, was auch immer sein Leben bedroht? Und wer nicht? Ich lade alle dazu
ein, nur ein paar Sekunden die Augen zu schliessen und sich zu fragen: »Was
wäre, wenn ich das entscheiden müsste?»
Mein Herz und meine Gedanken sind bei allen Pflegenden,
die in diesem Spannungsfeld arbeiten und das nicht erst seit gestern. Auch
nicht seit Beginn der Pandemie. Denn der Fachkräftemangel wurde schon vor Jahren
fabriziert.
Eure Madame Malevizia.
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