Donnerstag, 29. Oktober 2020

Auf die Hauptbühne kommen

 

Einigermassen fasziniert beobachte ich, dass auch in dieser Aktionswoche fast ausschliesslich das Thema Geld in den Medien sowie von der Politik diskutiert wird. Ich weiss nicht, wie oft ich dieses Thema schon bearbeitet habe, aber na gut: «Mir machets no mal!»

Betrachten wir die Forderung des Bündnisses Gesundheit, welches aus SBK, VPOD und Syna besteht. Schon das finde ich grundsätzlich bemerkenswert drei Verbände, die sich zusammen schliessen. Schon darüber könnte man durchaus berichten. Aber item, die Forderungen des Bündnisses sind

-        Corona-Prämie – ein Monatslohn

-        Mehr Rechte am Arbeitsplatz – mehr Mitsprache und besseren Schutz

-        Bessere Arbeitsbedingungen – Schluss mit Pflege à la minute und Umsetzung des Arbeitsrechts

Ja, die Pflegenden fordern tatsächlich eine Prämie! Eine Prämie dafür, dass sie sich im letzten Frühjahr exponiert haben. Eine Prämie für aussergewöhnliche Leistungen. Denn entgegen der Behauptungen, dass die Spitäler letzten Frühjahr leer gewesen seien, waren viele von uns (die Autorin eingeschlossen) gut beschäftigt. Hinzu kommt, dass unsere Arbeitsrechte von höchster Stelle aufgehoben wurden. Wir haben das, zum Wohle aller hingenommen und schon diese Bereitschaft verdient Anerkennung. Ich kann verstehen, dass da der eine oder andere Politiker zusammenzuckt. Dass Pflegende monetäre Forderungen stellen, ist halt schon ein wenig ungewohnt. Allerdings möchte ich sagen, dass ja gerade sie in der letzten Zeit immer wieder gesagt haben, dass wir schlecht verhandeln. Jetzt tun wir’s und jetzt ist’s wieder nicht recht.

Die Prämie steht in diesen Forderungen drin. Warum wir jetzt aber auch noch um das Anrecht auf mehr Lohn diskutieren, ist mir schleierhaft. Also man kann mir ja vieles vorwerfen, aber lesen kann ich. Von Lohn steht da nichts! Und das, obwohl es sehr gut begründbar ist, weshalb höhere Löhne gerechtfertigt wären. Wer die Wall of nurses, initiiert vom SBK Bern, verfolgt, stellt fest, dass vor dem Lohn, vor allem diese Forderungen herausstechen: Mehr Personal, mehr Zeit für die Patienten und bessere Arbeitsbedingungen. Dass das eine, das andere bedingt, ist logisch.

Damit wieder mehr Menschen diesen wunderschönen Beruf ausüben wollen kann der Lohn als Anreiz gesehen werden. Für Herr und Frau Politiker, sowie unsere Medienlandschaft ist es offensichtlich die der einzige. Oder gibt es noch einen anderen Grund, weshalb diese sich fast ausschliesslich dazu äussern? Ist das alles, was sie an Kreativität zustande bringen. Ich bin der Auffassung, dass es noch andere Lösungen gibt. Mit der Pflegeinitiative liegen sogar welche auf dem Tisch. Nur dass diese halt mit eigenen Interessen von Herrn und Frau Politiker kollidieren und medial halt etwas mehr recherchiert werden müssen als dieses «Lohndings». Und so versucht man wieder die Diskussion auf eine Nebenbühne zu manövrieren (sie heisst `dafür haben wir kein Geld`), anstatt sich mal mit dem eigentlichen Thema zu befassen. 

 

Ich bin zwar eine Träumerin, aber nicht naiv, auch ich weiss, wenn an den momentanen Zuständen etwas geändert werden soll, muss in die Pflege investiert werden.

Ich bin überzeugt davon, dass dieses Geld, sehr gut angelegt sein wird. Eindrücklich erfahren wir, was es bedeutet, wenn im Gesundheitswesen die Ressource «Pflegefachperson» zu gering ist.

Deshalb rufe ich uns alle auf von der Nebenbühne auf die Hauptbühne zu kommen. Es ist Zeit, über die richtigen Dinge zu sprechen. Über Lösungen, darüber was geht und was wir erreichen können.

Madame Malevizia


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