Freitag, 30. Oktober 2020

Proud to be a nurse


 

Diese Woche tragen wir Pflegenden unsere Anliegen auf die Strasse und ins Netz. Wir erhalten einiges an Zuspruch und doch gibt es da andere Stimmen. Jene, die finden anstatt auf die Strasse sollten wir in der jetzigen Situation besser arbeiten. Denken diese Menschen wirklich, wir seien innerhalb unserer Arbeitszeit da draussen? Oder denken sie, wir bräuchten keine Freizeit? Weil unsere Arbeit ja so «easy» ist. Ich weiss es nicht. Was ich jedoch immer noch beobachte, ist eine gewisse Ahnungslosigkeit, was Pflegende denn tun. Nun ich möchte es mit ein paar Sätzen erläutern. Sie entstammen dem Gedicht von Suzanne Gordon; «I’m just a nurse».

„Ich mache den Unterschied zwischen Leben und Tod.“

 

Denn genau das tun wir Pflegefachpersonen (so ist die offizielle Bezeichnung der Krankenschwester in der Schweiz. Darauf lege ich Wert, seit ich auf Google Bilder unter dem Schlagwort Krankenschwester gesucht habe).

Es ist die Pflegefachperson, die Frischoperierte überwachen.

Es sind die Pflegefachpersonen, die bei einem Volumenverlust und den damit zusammen hängenden Blutdruckabfall als erste reagieren

Es sind die Pflegefachpersonen, die den durchgebluteten Verband bemerken.

Es sind die Pflegefachpersonen, die allergische Reaktionen auf Medikamente oder Bluttransfusionen als erste registrieren.

Es sind die Pflegefachpersonen, die eine Atemnot bemerken und erste Schritte einleiten.

Es sind die Pflegefachpersonen, die um frühe Mobilisation, besorgt sind, um Thrombosen und ihre Folgenzu verhindern.

Es sind die Pflegefachpersonen, welche die Hautverhältnisse überwachen, damit Dekubiti vermeiden, sowie Hauterkrankungen wie Pilze oder ähnliches erkennen.

Es sind die Pflegefachpersonen, die an den heissen Tagen darum besorgt sind, dass alte Menschen genügend Flüssigkeit erhalten.

Es sind die Pflegefachpersonen, die bemerken, wenn aus einer Drainage nicht die Flüssigkeit herauskommt, die laut seiner Lage normal wäre.

Es sind die Pflegefachpersonen, welche die Suizidgefahr bei psychisch kranken Menschen einschätzen und sie, wenn nötig in Sicherheit bringen.

Es sind Pflegefachpersonen, die in der Psychiatrie akute Krisen auffangen. Und Menschen in solchen Krisen durch ihre persönliche Hölle begleiten.

Es sind die Pflegefachpersonen, die bei einem Herzkreislaufstillstand mit der Reanimation beginnen, bis das REA – Team da ist.

 

„Ich bin der Unterschied zwischen würdigem oder unwürdigem Leben und Sterben“

 

Es sind die Pflegefachpersonen, die Sterbende und ihre Angehörigen bis zum letzten Atemzug und darüber hinaus begleiten. Die dafür sorgen, dass Sterbende keine Angst, keine Schmerzen und keinen Durst leiden müssen.

Es sind die Pflegefachpersonen, die sich darum kümmern, dass volle Einlagen gewechselt werden, dass demente Menschen, die Toilette finden, dass von Kot und Urin verschmutzte Betten frisch bezogen werden.

Es sind die Pflegefachpersonen, die bei depressiven Menschen so lange dran bleiben, bis diese die Kraft aufbringen, ihre persönliche Körperpflege durchzuführen.

Es sind die Pflegefachpersonen, welche die Autonomie von pflegebedürftigen Menschen wahren.

Das alles und noch viel mehr tun Pflegefachpersonen. Sie tun es, unter massivem Zeit – und Kostendruck, der häufig ungefiltert an sie abgegeben wird.

Dies alles zu tun, erfordert nicht nur ein fundiertes Fachwissen und Können, es erfordert auch Herz und seelische Substanz.

 

Wenn Pflegende dann eine Protestwoche starten, um auf ihre Herausforderungen und die Probleme aufmerksam zu machen, haben sie von der Bevölkerung und vor allem von der Politik mehr verdient, als klein geredet und negiert zu werden.

Wir lassen uns aber nicht mehr klein machen, wenn diese Woche mir eines gezeigt hat, dann dass wir nicht nur «just a nurse» sind, sondern auch «proud to be a nurse».

 

Madame Malevizia

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