Meine Lieben,
Göläs Interview
im Blick hat im Netz einige Wellen geschlagen. Es liegt mir fern, mich über
seine politische Gesinnung zu äussern, dazu wurde schon genug gesagt. Zu
folgenden Aussagen dieses Interviews möchte ich jedoch Stellung beziehen:
In Ihrem Song «La
bambala lah» motzen Sie gegen «Penner mit Bier vor dem Denner». Was haben diese
Leute Ihnen getan?
Gegen Penner habe ich nichts, aber gegen eine Politik, die
zulässt, dass die Leute als «Penner vor dem Denner» enden. Unser System fördert
es geradezu, dass junge Menschen das Geld vom Sozialamt erhalten, selbst wenn
sie gar nicht krank sind. Und am Schluss hängen viele nur noch herum, trinken
Bier und bekiffen sich. Oder sie hocken den ganzen Tag zu Hause und schauen
sich dumme Serien an. Das regt mich auf!
Die Schweiz ist also
zu lasch mit Sozialbezügern?
Und wie! Heute kann beispielsweise jeder behaupten, er hätte
ein Burnout – und prompt bekommt er Geld und muss nicht mehr arbeiten. Jedes
kleine Drama wird dafür missbraucht, vom Staat Geld zu fordern. Immer weniger
denken dabei an ihre Pflichten.
Kennen Sie solche
Leute?
Oh ja, darum weiss ich, wovon ich spreche. Diese Leute sind
kerngesund, aber zu faul, um zu arbeiten. Auf dem Sozialamt wird ihnen nicht
einmal ein schlechtes Gewissen gemacht. Im Gegenteil: Man unterstützt sie noch
bei ihrem Vorhaben, ohne zu arbeiten durchs Leben zu kommen und wirft
ihnen das Geld nach.
(Quelle: Blick online)
Gölä spricht etwas aus, das ich so oder in anderer
Form immer wieder höre. Als Pflegehexe mit Erfahrungen in der Psychiatrie schmerzen
mich diese Aussagen. Zu Sozialhilfe und IV Betrug kann ich nichts sagen, über
die Abläufe dieser Institutionen weiss ich herzlich wenig. Und über soziale
Verantwortung will ich auch nicht diskutieren, da habe ich eine andere Haltung
als Gölä.
Mir geht es darum, dass Gölä sich über Menschen
äussert, die in höchster Not sind. Weder eine Suchtkrankheit noch ein Burnout,
die im weiteren Sinne eine Depression ist (so werde ich es in diesem Text
weiter bezeichnen) sind eine Bagatelle im Leben. Beides kann tödlich enden. Ja,
auch an einer psychischen Erkrankung kann man sterben. Man nennt es Suizid. So
gesehen, sind diese Menschen in Lebensgefahr und haben es ebenso wie jemand mit
Krebs oder einer Herzerkrankung verdient, unterstützt zu werden.
Eine Depression lässt sich nicht mit dem
sogenannten „Tritt in den Hintern“ lösen. Auch wenn man als Aussenstehender manchmal
diesen Eindruck hat. Mir ist es in der Arbeit mit diesen Menschen auch manchmal
passiert, dass ich mit der Brechstange eine Bewegung erwirken wollte. Ohne Erfolg.
Es ist nicht so, dass diese Menschen nicht wollen. Sie können nicht wollen. Der
Zustand in welchem sie sind, ist schrecklich und es braucht viel Energie von
aussen, sie zum einen am Leben zu erhalten und sie wieder ins Leben zu begleiten.
Wer sie begleitet muss die richtige Balance finden, zwischen Ruhe und
Förderung. Eine Gratwanderung.
Sehr viele schaffen es, die Depression zu
überwinden. Einige nicht. Ist es wirklich an uns, die das Glück haben diese
Krankheit nicht zu kennen, über sie zu urteilen? Sie mit dem Vorwurf des „Schmarotzers“
noch weiter ins Elend zu treiben?
Göla selbst sagt, dass er glaubt selbst auch schon
etwas wie ein Burnout gehabt zu haben und sich selbst daraus befreit zu haben.
Er hat es offenbar geschafft, trotz Krise seine Struktur aufrecht zu erhalten.
Ein sehr wichtiger Punkt. Ich gratuliere ihm zu dieser Leistung und freue mich
für ihn. Aber gerade weil er eine Ahnung hat, was eine wirkliche Depression
sein könnte, erwarte ich von ihm mehr Empathie für Menschen, die vielleicht
nicht so stark sind wie er.
Ich wünsche ihm und auch Euch Gesundheit, sie ist das
höchste Gut, das keiner kaufen kann.
In Liebe
Madame Malevizia.
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