Meine Lieben,
Unter #
AufschreiSchweiz haben sich bereits einige bereits einige zum Thema Sexismus
geäussert. Meist waren es Beispiele, wie und wo sie Sexismus erlebt haben.
Diese Beispiele haben verärgert, haben schockiert, haben erstaunt und eine
Diskussion ausgelöst. Eine Diskussion, die wichtig ist, die aus meiner Sicht
jedoch weiter gehen muss. Nur Beispiele öffentlich zu machen ändert nur wenig
bis nichts. Während ich diese las kam bei mir vor allem ein Gefühl auf:
Hilflosigkeit. Nicht meine, sondern ich glaubte die Hilflosigkeit der
Betroffenen zu spüren. Auch Pedro Lenz hat dies in seinem Artikel über das
Thema (war in einer Zeitung, aber der Name fällt mir nicht ein) angetönt. Ihm
ging es um das Servicepersonal, dass sich von Gästen bezüglich Sexismus so
einiges gefallen lassen muss. Auch in meiner Welt kommt es vor, dass Pflegende
diesem Phänomen ausgesetzt sind Ich könnte mich jetzt auch in diversen
Beispielen (von mir als junge Pflegehexe erlebte und gehörten) auslassen. Aber
als Pflegehexe bin ich es gewohnt die Dinge nicht nur beim Namen zu nennen,
sondern sie auch anzugehen. Und zwar mit System. Mit einer Pflegeplanung.
In den
Fokus stellen möchte ich dabei nicht jene, die Sexistische Handlungen (damit
meine ich sowohl Worte sowie Taten) begehen, diese hatten in den letzten Tagen
schon genug Plattform. Sondern jene, die diese Attacken (und es ist nichts
anderes als das) hilflos ausgesetzt sind. Noch konkreter geht es bei dieser
Pflegeplanung ausschliesslich um meist junge Pflegende und Lernende. Ich
beobachte, dass sie es sind, die am meisten davon betroffen sind. Jetzt wo wir
die Ausgangslage geklärt haben stellen wir die Pflegediagnose, natürlich nach
NANDA (North American Nursing Diagnosis association) und im PES Format
Pflegediagnose
P (Pflegediagnose: Unwirksames Coping
Ich
weiss, sämtliche nicht in der Pflegewelt lebenden Personen sagt jetzt `Hä?‘Ich
werde euch jetzt nicht die offizielle Definition runterleihern. Denn auch
darauf bekäme ich von Euch nur ein „Hä?“ Darum eine kurze situationsbezogene
Erklärung meinerseits: In unserem Fall heisst unwirksames Coping, dass die
betroffene Person keine oder ungenügende Strategien hat, um Sexismus etwas
entgegen zu setzen.
E. (Ethiologie/ Ursache):
Wissensdefizit der Betroffenen Person
Soweit,
so klar oder?
S (Symptome): Grenzüberschreitungen
werden schweigend und tatenlos hingenommen.
Auch
das bedarf wohl keiner weiteren Erklärung
Damit
sind wir aber noch nicht viel weiter, als alle anderen, die sich bisher mit dem
Thema beschäftigten auch. Darum gehen wir sofort zum nächsten Schritt, der
Zielsetzung.
Sich
das Ziel zu setzten, niemand ist mehr Sexismus ausgesetzt ist zum einen zu ungenau,
da auch nicht wirklich messbar, zum anderen völlig unrealistisch. Ich setze mir
daher das Ziel:
Ziel: Pflegende verfügen über
Strategien Sexismus zu begegnen und nutzen diese.
Kommen
wir nun zu dem in diesem Thema wichtigsten Teil, den Massnahmen.
-
Achtsam sein,
spüren ob ich den Spruch, die Berührung meines Gegenüber annehmen will.
Ich bin der Meinung, dass es der „Spruch –
Berührungsempfänger (in der folge der Einfachheit halber nur noch Empfänger
genannt) ist, welcher definiert, was Sexismus ist. Dazu ist es enorm wichtig,
zu spüren, wo die persönliche Grenze liegt.
-
Grenzen
setzen. Unmittelbar und unmissverständlich.
Die Reaktion muss sofort kommen. Nur dann hat
auch der Sender eine Chance zu merken, dass er zu weit gegangen ist (und kann
dann auch nicht sagen, er erinnere sich nicht mehr daran). Es braucht Mut, dies
zu tun. Damit exponiert sich der Empfänger und riskiert als Mimose hingestellt
zu werden. Aber mein maleviziarisches Statement ist: Lieber als Mimose gelten,
als mir ständig Grenzüberschreitungen gefallen zu lassen. Und irgendwann gilt
man nicht mehr als Mimose , sondern als Hexe und dann fängt der Spass erst so
richtig an!
Wie kann diese Grenze gesetzt werden? Als
sehr wriksam erlebe ich den Satz: „Ich möchte nicht, dass wir so miteinander
kommunizieren.“ Und bei zu weit gehenden Flirtversuchen habe ich auch schon
gesagt: „Solche Dinge will ich nur von meinem Merlin (Mann/Freund) hören.“
-
Unterstützung
anfordern
Betroffene müssen nicht alleine kämpfen und
dies auch nicht einfach still hinnehmen. Es hat den Vorgesetzten zu
interessieren, wenn sich ein Patient so verhält und er soll auch eingreifen,
wenn Pflegende der Situation nicht selbst Herr werden. Auch Arbeitskollegen
können eine gute Unterstützung sein.
-
Sich schützen
Für mich ein wichtiger Schutz ist mein Name.
Ich bin mit keinem Patienten per Du. Ich bin immer Madame. Dies gibt schon eine
gewisse Grenze. Sprüche im Du Stil kommen den Sendern eher über die Lippen. Ich
korrigiere ein Du auch, wenn es nicht ein „versehentliches“ ist. Ich bin auch
nicht das „Engeli und Schätzeli“ so lieb das gemeint sein kann, es ist nicht
die Form von Beziehung, die ich mit meinen Patienten pflegen möchte. Ich darf
mich auch aus einer Situation heraus nehmen, und zB. eine Körperpflege unter –
oder abbrechen, wenn ein Patient sich übergriffig benimmt. Wichtig ist aber,
dies dem Sender gegenüber zu deklarieren: „Ich akzeptiere Ihr Verhalten mir
gegenüber nicht, deshalb unterbreche ich die Körperpflege jetzt.“ Und nach
einiger Zeit wieder das Gespräch suchen, die Erwartungen klar kommunizieren.
Dies ist meine individuelle Pflegeplanung zu
diesem Thema. Gewiss gäbe es noch vieles hinzu zu fügen. Die Aktion
#AufschreiSchweiz hat dazu geführt, dass über dieses Thema gesprochen wird,
dafür bin ich dankbar. Aber es muss weiter gehen. Um eine genauere
Begriffsdefinition werden wir nicht herum kommen. Noch wichtiger erscheint mir
jedoch Frauen und Männer darin zu unterstützen, Strategien zu entwickeln sich
vor übergriffigem Verhalten egal welcher Couleur zu schützen oder es sofort zu unterbinden.
Je häufiger die Grenze unmittelbar und klar gesetzt wird, desto weniger wird
sie angezweifelt.
Und so wünsche ich Euch allen nun Gesundheit,
sie ist das höchste Gut, das keiner kaufen kann.
In Liebe Eure
Madame Malevizia
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