Dienstag, 21. März 2017

Stellungnahme zur Antwort des BAG auf den Brief an Alain Berset

Stellungnahme zur Antwort des BAG auf den Brief an Alain Berset
Werte Damen und Herren,
Ich danke Ihnen für die ausführliche Antwort auf meinen Brief. Es ist mir ein Anliegen, zu einigen Ihrer Aussagen nochmals Stellung zu beziehen.
„Sie erwähnen den Leidensdruck, dem Pflegende bei ihrer Arbeit ausgesetzt sind und der nun zur Lancierung der Pflegeinitiative geführt hat. Dass Pflegende physisch und psychisch stark gefordert sind, ist auch für Menschen nachvollziehbar, die selbst keine Erfahrung als Pflegende haben.“
Ich bin froh zu wissen, dass Herr Bundesrat Alain Berset und das BAG offenbar die Notwenigkeit zu handeln erkannt haben. Auch wenn ich bezweifle, dass sie wirklich nachvollziehen kann, was der Pflegenotstand für Pflegende im Alltag bedeutet. Täglich sind Pflegende ethischen Dilemmas ausgesetzt. Damit sind die Pflegenden alleine. Dies ist ein Fakt, kein Vorwurf, sondern ein Aufruf, sich direkt mit der Not der Pflegenden auseinander zu setzen. Der Vorschlag, mich in meinem Alltag zu begleiten ist natürlich utopisch. Ich bin jedoch überzeugt, dass Herr Alain Berset und das BAG einen Weg finden werden, sich einen Eindruck der Realität zu verschaffen. Damit meine ich nicht Zahlen, sondern die Gesichter und Schicksale dahinter.

„Der Pflegeberuf ist anspruchsvoll, der ökonomische Druck führt zu einer Verdichtung der Pflegeprozesses, das ist auch dem Bundesrat bewusst.“
Der Pflegeprozess wird nicht verdichtet sondern nahezu unmöglich gemacht.

„Es braucht wirksame Massnahmen, damit Pflegefachkräfte lange und bei guter Gesundheit im Beruf bleiben.“
Solche Massnahmen würde ich sehr begrüssen. Sie sind dringend nötig und hätten schon vor Jahren ergriffen werden müssen.
Es braucht nicht nur in diesem Bereich Massnahmen. Es braucht auch Massnahmen, die es den Pflegenden ermöglichen, ihre Arbeit so zu machen, wie sie erlernt wurde.

„Als erstes sollen Instrumente entwickelt werden, um Aktualisierung zentrale Faktoren der Arbeitsumgebung und deren Einfluss auf die Berufsverweildauer zu messen. Anschliessend geht es darum, diese Instrumente in verschiedenen Institutionen der Langzeitpflege auf ihre Alltagstauglichkeit zu prüfen. Zum Schluss sollen Betriebe der Langzeitpflege, die sich verbessern wollen, bei der Durchführung eines strukturierten Optimierungsprogramms finanziell unterstützt werden.“
Und das ist jetzt alles? Glauben Sie wirklich, Pflegenden, die kurz vor dem Aufgeben sind, die völlig Desillusioniert und enttäuscht von der Politik, die sie all die Jahre im Stich gelassen hat, die ihren Beruf nur noch als Last sehen, so die Hoffnung auf Verbesserung der Situation zu geben, dass sie die Kraft finden weiter zu machen. Ich weiss, dieses Vorgehen ist sicherlich politisch und wissenschaftlich korrekt, hätte aber schon vor Jahren beginnen sollen. Sie können von den Pflegenden nicht erwarten, dass sie nochmals Jahre warten, bis sich ihre Situation verändert.
Ich weiss, die politischen Mühlen mahlen langsam, aber wenn es in diesem Tempo weiter geht, sind die ersten Bewohner in unterbesetzten Pflegeheimen verhungert.
Dass es bei diesen Bemühungen nur um die Langzeitpflege geht, finde ich etwas kurzsichtig. Denn auch die anderen Bereiche sind in Not und es wäre falsch, dort zu warten, bis der Brand ebenso gross ist, wie in der Langzeitpflege.
Trotzdem wäre es schön, wenn ich meine Leserinnen und Leser über die Arbeit zur Verbesserung der Berufsverweildauer auf dem Laufenden halten könnte. Wo finde ich dazu jeweils Informationen? Ich sehe es als Teil meiner Aufgabe, Pflegenden zu zeigen, dass Veränderungen im Gange sind. Auch wenn es mir zu wenig ist, kann es doch  Hoffnung geben, dass unser wunderschöner Beruf nicht ausstirbt, sondern neu erstarken kann.

„Sie erwähnen zudem, dass die Leistungen der Pflegenden nicht in den DRGs abgebildet seien. Auch diesbezüglich haben die Schweizerische Vereinigung der Pflegedienstleiterinnen und Pflegedienstleiter und der SBK als Trägerschaft von NursingDRG einiges bewegen können. So hat beispielsweise der Verwaltungsrat von SwissDRG AG per 2017 beschlossen, Zusatzentgelte für die Pflege- Komplex- Behandlung einzuführen. Die korrekte Abbildung der Leistungen ist eine gesetzliche Aufgabe von SwissDRG. Anpassungen in diesem Sinne sind zu begrüssen“
Es ist mir wichtig hier noch einmal zu betonen: Es ist ein Versagen der Politik (namentlich National- und Ständerat), dass die DRGs eingeführt wurden, ohne dafür zu sorgen, dass die Leistung der Pflegenden auch nur ansatzweise abgebildet wurde. Dieser Umstand ist Teil der Misere in den Spitälern. Es zeigt aber auch sehr deutlich wer im Gesundheitswesen das Sagen hat.
Nun verbleibe ich mit freundlichen Grüssen und wünsche Ihnen Gesundheit, sie ist das höchste Gut, das keiner kaufen kann.


Madame Malevizia.

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