Stellungnahme
zur Antwort des BAG auf den Brief an Alain Berset
Werte Damen und Herren,
Ich danke Ihnen für die ausführliche Antwort auf
meinen Brief. Es ist mir ein Anliegen, zu einigen Ihrer Aussagen nochmals
Stellung zu beziehen.
„Sie
erwähnen den Leidensdruck, dem Pflegende bei ihrer Arbeit ausgesetzt sind und
der nun zur Lancierung der Pflegeinitiative geführt hat. Dass Pflegende
physisch und psychisch stark gefordert sind, ist auch für Menschen
nachvollziehbar, die selbst keine Erfahrung als Pflegende haben.“
Ich bin froh zu wissen, dass Herr Bundesrat Alain
Berset und das BAG offenbar die Notwenigkeit zu handeln erkannt haben. Auch
wenn ich bezweifle, dass sie wirklich nachvollziehen kann, was der
Pflegenotstand für Pflegende im Alltag bedeutet. Täglich sind Pflegende
ethischen Dilemmas ausgesetzt. Damit sind die Pflegenden alleine. Dies ist ein
Fakt, kein Vorwurf, sondern ein Aufruf, sich direkt mit der Not der Pflegenden
auseinander zu setzen. Der Vorschlag, mich in meinem Alltag zu begleiten ist
natürlich utopisch. Ich bin jedoch überzeugt, dass Herr Alain Berset und das
BAG einen Weg finden werden, sich einen Eindruck der Realität zu verschaffen. Damit
meine ich nicht Zahlen, sondern die Gesichter und Schicksale dahinter.
„Der
Pflegeberuf ist anspruchsvoll, der ökonomische Druck führt zu einer Verdichtung
der Pflegeprozesses, das ist auch dem Bundesrat bewusst.“
Der Pflegeprozess wird nicht verdichtet sondern
nahezu unmöglich gemacht.
„Es
braucht wirksame Massnahmen, damit Pflegefachkräfte lange und bei guter
Gesundheit im Beruf bleiben.“
Solche Massnahmen würde ich sehr begrüssen. Sie
sind dringend nötig und hätten schon vor Jahren ergriffen werden müssen.
Es braucht nicht nur in diesem Bereich Massnahmen.
Es braucht auch Massnahmen, die es den Pflegenden ermöglichen, ihre Arbeit so
zu machen, wie sie erlernt wurde.
„Als
erstes sollen Instrumente entwickelt werden, um Aktualisierung zentrale
Faktoren der Arbeitsumgebung und deren Einfluss auf die Berufsverweildauer zu
messen. Anschliessend geht es darum, diese Instrumente in verschiedenen
Institutionen der Langzeitpflege auf ihre Alltagstauglichkeit zu prüfen. Zum
Schluss sollen Betriebe der Langzeitpflege, die sich verbessern wollen, bei der
Durchführung eines strukturierten Optimierungsprogramms finanziell unterstützt
werden.“
Und das ist jetzt alles? Glauben Sie wirklich,
Pflegenden, die kurz vor dem Aufgeben sind, die völlig Desillusioniert und
enttäuscht von der Politik, die sie all die Jahre im Stich gelassen hat, die
ihren Beruf nur noch als Last sehen, so die Hoffnung auf Verbesserung der
Situation zu geben, dass sie die Kraft finden weiter zu machen. Ich weiss,
dieses Vorgehen ist sicherlich politisch und wissenschaftlich korrekt, hätte
aber schon vor Jahren beginnen sollen. Sie können von den Pflegenden nicht
erwarten, dass sie nochmals Jahre warten, bis sich ihre Situation verändert.
Ich weiss, die politischen Mühlen mahlen langsam,
aber wenn es in diesem Tempo weiter geht, sind die ersten Bewohner in
unterbesetzten Pflegeheimen verhungert.
Dass es bei diesen Bemühungen nur um die
Langzeitpflege geht, finde ich etwas kurzsichtig. Denn auch die anderen
Bereiche sind in Not und es wäre falsch, dort zu warten, bis der Brand ebenso
gross ist, wie in der Langzeitpflege.
Trotzdem wäre es schön, wenn ich meine Leserinnen
und Leser über die Arbeit zur Verbesserung der Berufsverweildauer auf dem
Laufenden halten könnte. Wo finde ich dazu jeweils Informationen? Ich sehe es
als Teil meiner Aufgabe, Pflegenden zu zeigen, dass Veränderungen im Gange
sind. Auch wenn es mir zu wenig ist, kann es doch Hoffnung geben, dass unser wunderschöner Beruf
nicht ausstirbt, sondern neu erstarken kann.
„Sie
erwähnen zudem, dass die Leistungen der Pflegenden nicht in den DRGs abgebildet
seien. Auch diesbezüglich haben die Schweizerische Vereinigung der
Pflegedienstleiterinnen und Pflegedienstleiter und der SBK als Trägerschaft von
NursingDRG einiges bewegen können. So hat beispielsweise der Verwaltungsrat von
SwissDRG AG per 2017 beschlossen, Zusatzentgelte für die Pflege- Komplex-
Behandlung einzuführen. Die korrekte Abbildung der Leistungen ist eine
gesetzliche Aufgabe von SwissDRG. Anpassungen in diesem Sinne sind zu
begrüssen“
Es ist mir wichtig hier noch einmal zu betonen: Es
ist ein Versagen der Politik (namentlich National- und Ständerat), dass die
DRGs eingeführt wurden, ohne dafür zu sorgen, dass die Leistung der Pflegenden
auch nur ansatzweise abgebildet wurde. Dieser Umstand ist Teil der Misere in
den Spitälern. Es zeigt aber auch sehr deutlich wer im Gesundheitswesen das
Sagen hat.
Nun verbleibe ich mit freundlichen Grüssen und
wünsche Ihnen Gesundheit, sie ist das höchste Gut, das keiner kaufen kann.
Madame Malevizia.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen