Dies wird kein netter Brief. Dies wird ein Brief,
der Sie zum Nachdenken bringen soll. Auslöser ist der Bericht vom Bund vom
24.3.2017 in dem weitere Sparmassnahmen im Gesundheitswesen angekündigt werden.
Ich habe wirklich geglaubt ich lese nicht richtig. Als Pflegehexe bin ich von
solchen Massnahmen direkt betroffen und erlaube mir deshalb, etwas zu solchen
Plänen zu schreiben.
Auf Ihrer Website bin ich auf Ihre Vision zum
Thema Gesundheitswesen gestossen. Folgende Schlagworte sind mir hängen geblieben:
bessere Dienstleistungen, Rentabilität, Wettbewerb. Mir schnürte es bei diesen
Worten die Kehle zu, und ich hätte weinen können. Weinen, vor Entsetzen, vor
Verzweiflung, vor Wut.
Es entsetzt mich, von einem Regierungsrat, der
zwar den Mut hat, sich dem komplexenThema Gesundheitswesen anzunehmen, nicht ein
einziges Mal das Wort „Mensch“ zu lesen.
Es bringt mich zur Verzweiflung, im Zusammenhang
mit Spitälern von Dienstleistung zu lesen. Für mich hat dieses Wort vor allem
mit Hotellerie und, exgüse, Schnickschnack zu tun. Das benötigt kein Patient im
Spital. Und ich benutze mit voller Absicht das Wort Patient und nicht Kunde
oder Gast! Im Spital werden Menschen behandelt, die krank oder verletzt sind
und deshalb der Behandlung und Pflege bedürfen. Die in der Pflege knapp
gewordenen Ressourcen dürfen nicht noch mit irgendwelchen „Dienstleistungen“
verschwendet werden. Aber genau das geschieht jeden Tag.
Es macht mich stinksauer (nein, es gibt kein
freundlicheres Wort dafür), wenn ich dann noch Rentabilität und Wettbewerb
lese. Ein Spital ist kein beliebiges Unternehmen. Ein gewöhnliches Unternehmen
kann einen nicht rentablen Auftrag einfach ablehnen. Ein Spital, spätestens ein
Unispital kann einen hochkomplexen Patienten nicht einfach ablehnen oder
entlassen wenn die Fallpauschale aufgebraucht ist.
Ist es das, was Sie meinen, wenn Sie von
Rentabilität sprechen? Es wird nur noch behandelt, wer es sich leisten kann?
Dann verstehe ich, weshalb Sie in Ihrer Vision das Wort „Mensch“ aussen vor
lassen.
Wettbewerb und Rentabilität heisst auch immer, wir
sparen am Personal. Und da geht es schlussendlich um Leben. Haben Sie sich
jemals mit dem Alltag von Pflegenden auseinandergesetzt? Können Sie sich
vorstellen, was es bedeutet, entscheiden zu müssen, ob man jetzt Herrn Meier
noch länger in seinen Exkrementen liegen, Frau Müller weiter vor Schmerzen
weinen lässt oder doch riskiert, dass Herr Glaser in seinem Bett verblutet?
Es geht mir nicht um ein „Luxusgesundheitswesen“
Es geht mir schlicht darum, die nötigen personellen Mittel zur Verfügung
gestellt zu bekommen, um meine Arbeit zum Wohle aller machen zu können. Das ist
nicht Dienstleistung sondern Dienst am Menschen. Und dafür sind Sie als
Regierungsrat und Direktor der Gesundheits- und Fürsorgekomission
mitverantwortlich. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie Ihren Beitrag dazu
beitragen, dass Pflege nach bestem Wissen und Gewissen möglich ist.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in Ihrer Vision den
Menschen sehen können und ich wünsche Ihnen Gesundheit, sie ist das höchste
Gut, das sich keiner kaufen kann.
Hochachtungsvoll
Madame Malevizia
Ps. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass dieser
Brief, sowie eine Antwort auf meine Homepage sowie auch Facebook veröffentlicht
werden.
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