Im April 2019
Werter Herr Cédric Wermuth
In den letzten Wochen haben Sie sich mehrmals zu
gesundheitspolitischen Themen geäussert. Ein Umstand, der mich als Pflegehexe
sehr freut. Es ist wirklich fatal, dass die Gesundheitspolitik fast ausschliesslich
von Vertretern der bürgerlichen Parteien bestimmt wird. Die Folge ist eine
Orientierung an den Bedürfnissen der Krankenkassen, welche, wer wollte es ihnen
verdenken, vor allem an ihrem eigenen Gewinn interessiert sind. Darunter leiden
die Patientinnen und Patienten als erste. Aber noch eine Bevölkerungsgruppe
bezahlt den Preis dieser Form von Kapitalismus: Die Pflegenden. Sie sind es,
die in den letzten Jahren ausgepresst wurden wie Zitronen. Und auch wenn schon
längst kein Saft mehr da ist, es wird weiter gedrückt und gepresst. Bei jeder
Sparrunde, egal in welchem Kanton, die Pflege wird weiter gerupft.
Als Pflegehexe habe ich es mir zur Aufgabe gemacht,
der Pflege eine Stimme zu geben. Ich will, dass sich die Politik mit den
ethisch- moralischen Fragen auseinandersetzt, die sie bisher mir und meinen
Berufskolleginnen und – Kollegen überlassen hat. Die Probleme im
Gesundheitswesen gehen alle an! Vor allem die Politikerinnen und Politiker
dieses Landes. Ich mache diese für mehrere Probleme im Gesundheitswesen
verantwortlich, weil sie geschlafen haben. Anders kann es nicht zustande
kommen, dass ein Verrechnungssystem (DRGs) eigeführt werden konnte, von dem man
wusste, dass es die Pflege ungenügend abbildet. Und das tut es bis zum heutigen
Tag.
Anders kann es nicht passieren, dass die
gesetzlichen Grundlagen nicht gegeben sind, dass freiberufliche Pflegende ihre
Materialkosten verrechnen können. Sie lesen richtig, Herr Wermuth, anders als
jeder Handwerker, besteht die Gefahr, dass Pflegende auf ihren Materialkosten
sitzen bleiben.
Vor dem KVG gelten Pflegefachpersonen heute noch als
Hilfsberuf. Trotz der ganzen Verantwortung, die sie heute übernehmen, hat es
bisher nur ein Politiker (Rudolf Joder) für nötig befunden, dies zu ändern.
Ich finde das traurig und auch etwas beschämend. Und
Sie? Sie denken jetzt wahrscheinlich, ich würde mich besser an das
Parteipräsidium wenden. Das habe ich bereits. Herrn Levrat habe ich auch
gefragt, warum das Gesundheitswesen im Parteiprogramm nicht vorkommt. Das tut es
nämlich nicht, ich habe es gelesen. Auch habe ich Herrn Levrat 4 Fragen
gestellt, welche für mich und die Pflegenden von Bedeutung sind. Ich warte bis
heute auf eine Antwort…
Da mir mein Berufsstand wichtig ist und ich der
Überzeugung bin, dass die Pflege und eine ausreichende Gesundheitsversorgung
von elementarer Wichtigkeit sind, lasse ich mich nicht einfach mit Schweigen
abspeisen und frage deshalb Sie, als Ständeratskanditat:
• Was
für eine Pflege wollen Sie für die Schweizer Bevölkerung?
Kommen Sie mir jetzt aber nicht mit Schlagworten wie
qualitativ hochstehend und effizient! Damit können die Pflegenden an der Basis
nichts anfangen.
• Was
tut Ihre Partei und Sie persönlich, damit diese Pflege realisiert werden kann?
• Wo
sollen Pflegende rationieren, wenn plötzlich mehrere 100 Stellenprozente
fehlen, jedoch keine Betten geschlossen werden können?
Zum Schluss noch eine etwas politischere Frage:
• Für
welche Massnahmen macht sich Ihre Partei stark, um dem Fachkräftemangel
entgegen zu wirken?
In der Hoffnung, dass Sie sich die Mühe machen
werden, meine Fragen zu beantworten, verbleibe ich mit freundlichen Grüssen und
wünsche Ihnen Gesundheit, das höchste Gut, das keiner kaufen kann.
Madame Malevizia
Ps. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass dieser
Brief, sowie eine allfällige Antwort auf meinem Blog sowie auf meiner
Facebookseite veröffentlicht wird.
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