Meine Lieben,
Folgendes Statement habe ich heute auf Twitter gehört:
«Man will für eine einzige Berufsgruppe
die Arbeitsbedingungen in die Verfassung schreiben. Die linke, gewerkschaftliche
Pflege – Initiative gehört gebodigt.»
Das Statement kommt von
Martina Bircher (SVP). Ich möchte mich dazu äussern:
In der Schweiz herrscht
ein Fachkräftemangel in der Pflege, der mittlerweile von niemandem, der seine
fünf Sinne zusammen hat, bestritten werden kann. Ich möchte in diesem Blog
nicht darüber schreiben, welche gravierenden Folgen dies für unsere
Gesundheitsversorgung hat. Nur so viel: Es geht um Leib, Leben und Würde jener,
die auf unser Gesundheitswesen angewiesen sind, ebenso wie um jene, die darin
arbeiten
Zustande gekommen ist der
Fachkräftemangel, weil, 1. zu wenig Pflegefachpersonen ausgebildet werden und
2. die ausgebildeten Pflegefachpersonen den Beruf früh wieder verlassen.
Das ist weiss die
Politik nicht erst seit gestern. Etwas dagegen tun? Fehlanzeige! Im Gegenteil.
Munter wurde und wird die Verantwortung zwischen Bund, Kantonen und
Arbeitgebern hin und her geschoben. Seit Jahrzehnten. So lange, bis es den
Pflegenden gereicht hat. Zusammen mit ihrem Berufsverband, einzelnen Politikerinnen
und Politikern wurde die Pflegeinitiative lanciert und innerhalb von acht(!)
Monaten die erforderlichen Unterschriften eingereicht.
Ich möchte daran
erinnern: Die Volksinitiative ist das einzige Instrument der Bürgerinnen und
Bürger direkt Einfluss zu nehmen und das geschieht immer in Form einer
Verfassungsänderung.
Ich erachte es als
scheinheilig, wenn nun argumentiert wird: «Das gehört aber nicht in die
Verfassung!» Hätte die Politik ihre Verantwortung wahrgenommen, wäre die
Initiative ja auch nicht nötig geworden.
Über 40 Prozent der
Pflegenden verlassen den Beruf frühzeitig, ein Drittel von ihnen ist jünger als
35 Jahre. Diese Zahlen stammen aus dem Obsan Bericht 2021. Wer
lösungsorientiert denkt, macht sich Gedanken darüber, wie die Berufsverweildauer
verlängert werden kann. Gelingt dies nicht, wird eine Ausbildungsoffensive
nämlich nicht den gewünschten Effekt haben. Arbeitsbedingungen, die ein
Privatleben, ein Familienleben, ein gesundes Leben ermöglichen sind da einfach essenziell.
Viele Pflegende steigen frustriert und erschöpft aus dem Beruf aus. Sie müssen ihren
Beruf, den sie so sehr leiben aufgeben, weil die Bedingungen sie krank machen.
Wenn also die Berufsverweildauer erhöht werden soll, und das muss sie, um den
Fachkräftemangel nachhaltig zu beheben, müssen auch die Arbeitsbedingungen
angepasst werden.
Mit der Pflegeinitiative
kommt die Frage «Wie sollen Kranke, Verletzte, gebrechliche Menschen in der
Schweiz versorgt werden?» Da hin, wo sie hingehört. In die Gesellschaft und in
die Gremien, die diese gestalten.
«Die linke,
gewerkschaftliche Pflegeinitiative gehört gebodigt.».
An dieser Aussage,
stören mich zwei Worte: Das erste ist «links». Ich bin Mitglied eines
Lokalkomitees (Grüsse an euch, meine Lieben!). Darin vertreten sind Aktive aus:
FDP, SP, Glp, Unia, SBK; sie sind Lehrerinnen,
Bürofrauen, Pflegende, Pensioierte, Frauen Männer etc. Ich unterhalte mich ebenfalls
mit Leuten von der jungenSVP, die sich
sehr für die Pflegeinitiative einsetzen. Warum ist das so? Weil sie alle begriffen
haben, dass wir ein gemeinsames Problem haben: Der Fachkräftemangel in der
Pflege.
Das zweite Wort, das
mich nicht nur stört, sondern verärgert, ist «gebodigt». Synonym könnte auch «niedergemäht»,
«plattgewalzt» oder «abgeschmettert» benutzt werden. Und das wird mit seit Jahren
mit den Anliegen dieser Berufsgruppe gemacht. Geht dieser Umgang weiter, liegen
nicht nur die Menschen dieser Berufsgruppe am Boden. Nein, unser
Gesundheitswesen wird mit Vollgas an die Wand gefahren.
Eure Madame Malevizia
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