Meine Lieben,
Ich gehöre zu den 30% der überprivilegierten
Pflegefachpersonen HF. Das wäre jedenfalls so, entspräche diese Aussage von
Martina Bircher der Wahrheit. Von Privilegiert merke ich jedenfalls nichts. Ich
arbeite nämlich an der Basis, Verfügbarkeit 365 Tage im Jahr, managen
sämtlicher kritischen Situationen, Überleben im Hochstressbereich inklusive. Da
ist nichts von Privileg, da ist alles unter einen Hut kriegen angesagt. Es wird
getan, was anfällt und zu oft reicht es nicht für das.
Abgeleitet wird diese Aussage von zwei Mythen die
sich vor allem in bürgerlichen Parteien hartnäckig halten. Ich möchte diesen
gerne die Realität gegenüberstellen.
„Pflege braucht keine Studierten“
Wer so eine Haltung vertritt, zeigt vor allem wie
inkompetent er in dieser Thematik ist. Pflege hat nichts mit instinktivem
Wissen zu tun, Pflege wird gelernt. Sie ist nicht irgendein konzeptloses
herumwaschen. Pflege hat System, Pflege ist komplex, egal wo sie ausgeführt
wird. Ja, auch resp. vor allem im Pflegeheim. In meiner gesamten pflegerischen
Laufbahn ist mir noch nie eine Patient:in oder eine Bewohner:in begegnet, die nur
eine einzige medizinische Diagnose hatte. Die Zusammenhänge zwischen diesen
muss man sehen können. Die Symptome dieser Krankheitsbilder, die sonstige
physische, die psychische und die soziale Situation der Patient:innen spielen
in der Pflege eine Rolle, und müssen berücksichtigt werden.
Und wie, um alles in der Welt, soll Pflege in einer
Welt, in der sich alles um Zahlen dreht, messbar und beweisbar werden, wenn
nicht durch Studien? Studien, die von Pflegenden mit Masterabschluss
durchgeführt werden müssen, weil ich als Pflegefachfrau am Patientenbett gar
nicht weiss, wie ich eine solche durchführen soll, damit diese auch wirklich
aussagekräftig ist.
Ich empfinde es als grosse Bereicherung, dass es
jedem Interessierten möglich ist, in die Pflege einzusteigen. Die Ausbildungen
sind von Stufe zu Stufe durchlässig. Der Weg Assistentin Gesundheit –
Fachfrau/Frachmann Gesundheit – Pflegefachfrau/Pflegefachfmann HF – Bachelor –
Master ist möglich. Das ist eine Stärke dieses Gebietes, es bietet viele
Perspektiven.
„In der Pflege braucht es nur ein gutes
Herz“
Diesen Mythos höre ich oft und ich gebe immer diese
Antwort: „Es braucht Kopf, Herz und Hand!“ Es braucht einen Kopf, der vernetzt
denken kann, eine schnelle Auffassungsgabe hat und über nötiges Fachwissen
verfügt. Ohne Frage, es braucht auch ein
Herz, das für die Menschen schlägt. Und es braucht Hände, die pflegerische
Verrichtungen geschickt ausführen können. Das eine ohne das andere ist in der
Pflege nichts!
Es als Lösung zu sehen, die Anforderungen der Ausbildung
einfach zu senken, ist nicht nur kurzsichtig, sondern auch fahrlässig. Einfach
nur Hände zu «schaffen», reicht nicht aus.
Eure Madame Malevizia
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