Sonderfall Pflegefachpersonen HF und HF gegen FAGE
„Da könnte ja jeder kommen.“ Ist auch ein Argument, dass
ich schon einige Male gehört habe. Wir sind aber eben nicht „Jeder“
Ebenfalls wird auch eine Konkurrenz zwischen HF und FAGE
heraufbeschworen, die ich für schädlich halte. Das ist nicht das Thema, um das
es bei der Pflegeinitiative geht.
„Ich finde es völlig falsch den Lohn und die
Verantwortung derart in den Vordergrund zu stellen. Dies gar für eine einzelne
Berufsgruppe als "Hintertür für höhere Gehälter" in der Verfassung
festzulegen ist völlig krank. Der Lohnrahmen von Berufsgruppen gehört weder in
die Verfassung, noch in die dazugehörige Gesetzesgrundlage, sondern sind
paritätisch zwischen Arbeitgeber/Angestellten auszuhandeln. Ich befürworte
jedoch ganz klar einen gesetzlich festgelegten Mindestlohn. Dieser muss jedoch
für alle Berufsgruppen gelten. Es darf keine Bevorzugung des Pflegepersonals
geben. Deshalb ist die Initiative abzuschmettern.“
Daniel Dummermuth
Pflegefachperson ist nicht irgendein Beruf. Wenn
Pflegefachpersonen aussterben, gibt es Tote. Dies sollte sich jeder vor Augen
halten, der das Gefühl hat, dass Pflegende nur mehr Lohn oder eine Bevorzugung
wollen. Pflegende wollen einfach die Chance haben, mit ihrem Lohn eine Familie
durchzubringen und sie wollen endlich wieder ihren Beruf so ausüben, wie sie es
gelernt haben. Das ist keine Bevorzugung, das ist Gerechtigkeit.
Und ganz ehrlich, wenn wir in unserer Verfassung
Bekleidungsvorschriften fixieren wollen, können wir auch festlegen wie Pflege
und die Behandlung von Pflegenden in unserem Land aussehen soll.
„Was ist das denn für eine Einstellung! Beklagt sich
jemand, dass wir zu wenig Putzpersonal selber ausbilden, wir dann Putzpersonal
aus Lateinamerika ‚importieren‘ und dafür in deren Heimatländer Alles schmutzig
ist? Oder dass wir so viele Bauleute aus Südeuropa haben … könnten ja unsere
Gipser selber ausbilden…
David K.
Im Unterschied zum importierten Putzpersonal, gibt es im
Lateinamerika (oder wo auch immer) Tote, wenn wir ihnen die Pflegefachpersonen
abwerben. Und es ist ein regelrechtes Abwerben. Ein solches Verhalten ist für
die reiche Schweiz (und das sind wir im Vergleich zu diesen Ländern) eine
ethisch – moralische Bankrotterklärung.
„Aber bitte nicht die FAGs und FABs vergessen die
Arbeiten auch sehr viel und ihr Job ist genau so wichtig und auch sie haben
viel Verantwortung.“
Ruth Meier
Nein, die FAGEs und FABEs vergessen wir auf keinen Fall,
sie sind Teil der Lösung. Richtig eingesetzt, leisten sie einen extrem
wichtigen Beitrag in der Pflege. Die Betonung liegt auf RICHTIG EINGESETZT. Und
genau das ist zur Zeit das Problem. Wenn die Pflegefachperson wegbricht, weil
einfach zu wenig zu Verfügung stehen, müssen FAGES Verantwortungen übernehmen,
zu der sie nicht in der Lage sind, und Dinge tun, für die sie nicht ausgebildet
worden sind. Es ist dann für diese Berufsgruppe sehr frustrierend, wenn sie
nicht das tun können, was eigentlich ihrem Berufsbild entspricht.
„Ich finde, da ist auch eine gewisse Scheinheiligkeit
dabei. Denn in den Alten- und Pflegeheimen sind meist FAGE am pflegen und sehr
schlecht bezahlt. Die Tertiär-Ausbildung "Pflegefachfrau HF" bedeutet
Verdoppelung/Verteuerung der Ausbildungszeit. Diese Leute steigen später in den
Beruf ein und kosten viel mehr. Dabei leistet die effektive Pflege-Arbeit in
den Spitälern die FAGE. Die Aufwertung des Pflegeberufs auf Berufsmatura und
Bachelor-Abschluss "Pflegefachfrau HF" hat dazu geführt, dass
FAGE/FABE zu Billiglöhnen praktisch die ganze Pflege in Alten-, Pflege- und
Behindertenheimen bewältigen, während in den Spitälern neue Arbeits- und
Lohn-Hierarchien entstanden sind zwischen FABE und Pflegefachfrau HF.“
Elisabeth Eugster
Die FAGE sind am „pflegen“, weil es kaum mehr
Pflegefachpersonen HF gibt, die in Pflegeheimen arbeiten. Das Resultat ist eine
Überforderung der FAGE. Die von Ihnen genannte „Pflege“ ist nicht
ausschliesslich die Körperpflege, das Essen und Trinken anreichen etc.. Nehmen
wir das Beispiel Körperpflege. Während dieser müssen z.B. die Hautverhältnisse
beobachtet werden (kann eine FAGE), und daraus die Konsequenzen gezogen werden.
Und hier kommt die Pflegefachfrau ins Spiel. Muss der Patient/Bewohner gelagert
werden? Braucht es ein anderes Hautpflegeprodukt? Ist ein Verband nötig? Oder
muss dies von einem Arzt beurteilt werden?
Genauso verhält es sich im Spital. Eine FAGE kann den
Blutdruck messen, die Resultate ins System eingeben und beurteilen, ob diese im
Normbereich liegen. Liegen diese ausserhalb des Normbereichs ist es die
Pflegefachfrau, die handeln muss. Ist der tiefe Blutdruck aufgrund eines
Volumenverlusts entstanden? Fehlt dem Patienten nur Flüssigkeit oder könnte
auch eine Blutung der Grund sein? Sie ist es, die nach weiteren Symptomen
sucht, den Arzt informiert und gegebenenfalls mehr Flüssigkeit zuführt oder
weitere Massnahmen wie Laborkontrollen oder die Gabe von Blutkonserven
durchführt.
Madame Malevizia, Pflegehexe.
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