Ich habe ihr Parteiprogramm gelesen. (Ja, die
gesamten 60 Seiten) Und ich bleibe irritiert zurück. Die Partei, welche sich
Sozialität und Solidarität auf die Fahne geschrieben hat, lässt eines der
wichtigsten Themen aussen vor: Den Fachkräftemangel in der Pflege. Dieser
wächst stetig. Leider hat es Ihre Partei bisher verpasst, sich bei der Lösung
dieses Problems einzubringen. Es kann sein, dass ich etwas verpasst habe (ich
bin schliesslich auch nur eine Pflegehexe), und Ihre Partei hat doch eine
Haltung zu diesem Thema. Dann wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir und
den Pflegenden dieses Landes diese verständlich machen würden. Denn auch auf
der Homepage der SP Schweiz habe ich zum Thema Gesundheitswesen lediglich Ihre
Haltung zu den steigenden Kosten, jedoch keinen Ton zur riesigen Not der
Pflegenden gefunden. Sie sind der Meinung, das Gesundheitswesen müsse für alle
Menschen zugänglich sein. Da bin ich mit Ihnen einig! Dies erreichen Sie jedoch
nicht, wenn Sie nicht darum besorgt sind, dass dieses Gesundheitswesen über
genügend Fachpersonal verfügt. In Ihrem Parteiprogramm berufen Sie sich auf die
Menschenrechte. Ich bin mit Ihnen, wenn Sie deren Einhaltung vehement
einfordern. Doch ist Ihnen klar, wie gefährdet gerade diese Menschenrechte
sind, wenn der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen weiter fortschreitet?
Ich bin mir durchaus bewusst, dass es SP Mitglieder
gibt, die sich mit dem Gesundheitswesen befassen. Namentlich bei Bea Heim, Angelo
Barrile, Marina Carrobio Guscetti, Barbara Gysi und Rebecca Ana Ruiz möchte ich
mich dafür auch bedanken. Die genannten haben mehr als einen Vorstoss in
National – oder Ständerat gemacht. Leider hatten die meisten von ihnen die
Patienten und nur sehr wenige den Fachkräftemangel und den daraus
resultierenden Zeitdruck und Qualitätsabbau im Fokus. Von der SP erwarte ich
mehr, als einige wenige Einzelpersonen und Einzelaktionen. Ich erwarte gerade
von der SP, dass Sie sich für die Menschlichkeit im Gesundheitswesen einsetzen.
Für Menschlichkeit gegenüber jenen, die auf Pflege und Betreuung angewiesen
sind ebenso wie für jene, die ihr Herzblut dafür geben, diesen Menschen ein
würdiges Leben zu ermöglichen. Sie sind es, die mehr verdient haben, als lobende,
beruhigende oder tröstende Worte. Und so fordere ich Sie und Ihre Partei auf,
sich um die Gesundheitspolitik zu kümmern und die Pflegenden nicht mehr länger
mit ihren Problemen alleine zu lassen. Tun Sie es nicht, wird das für alle in
der Schweiz lebenden Menschen ernsthafte Folgen haben.
Gerne stehe ich Ihnen für einen Austausch und ein
Aufzeigen der brennenden Probleme der Pflegenden zur Verfügung und bin absolut
überzeugt, dass auch in Ihren eigenen Reihen viele Ressourcen diesbezüglich zur
Verfügung stehen.
Ich habe es mir zum Ziel gemacht, allen Parteien dieselben
vier Fragen zu stellen. So frage ich nun auch die SP:
· Was
für eine Pflege wollen Sie für die Schweizer Bevölkerung?
Kommen Sie mir jetzt aber nicht mit Schlagworten wie
qualitativ hochstehend und effizient! Damit können die Pflegenden an der Basis
nichts anfangen.
· Was
tut Ihre Partei, damit die von Ihnen gewollte Pflege realisiert werden kann?
· Wo
sollen Pflegende rationieren, wenn plötzlich mehrere 100 Stellenprozente
fehlen, jedoch keine Betten geschlossen werden können?
Zum Schluss noch eine etwas politischere Frage:
· Für
welche Massnahmen macht sich Ihre Partei stark, um dem Fachkräftemangel
entgegen zu wirken?
Gespannt und sehr interessiert warte ich auf die
Antworten Ihrer Partei. Bis dahin wünsche ich Ihnen Gesundheit, sie ist das
höchste Gut, das keiner kaufen kann.
Mit freundlichen Grüssen
Madame Malevizia
PS. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass dieser
Brief, sowie eine allfällige Antwort auf meiner Homepage (pflegehexe.ch) sowie
auf Facebook und LinkedIn veröffentlicht wird.
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