Diese Woche tragen wir Pflegenden unsere Anliegen
auf die Strasse und ins Netz. Wir erhalten einiges an Zuspruch und doch gibt es
da andere Stimmen. Jene, die finden anstatt auf die Strasse sollten wir in der
jetzigen Situation besser arbeiten. Denken diese Menschen wirklich, wir seien
innerhalb unserer Arbeitszeit da draussen? Oder denken sie, wir bräuchten keine
Freizeit? Weil unsere Arbeit ja so «easy» ist. Ich weiss es nicht. Was ich
jedoch immer noch beobachte, ist eine gewisse Ahnungslosigkeit, was Pflegende
denn tun. Nun ich möchte es mit ein paar Sätzen erläutern. Sie entstammen dem
Gedicht von Suzanne Gordon; «I’m just a nurse».
„Ich mache den Unterschied zwischen
Leben und Tod.“
Denn genau das tun wir Pflegefachpersonen (so ist
die offizielle Bezeichnung der Krankenschwester in der Schweiz. Darauf lege ich
Wert, seit ich auf Google Bilder unter dem Schlagwort Krankenschwester gesucht
habe).
Es ist die Pflegefachperson, die Frischoperierte
überwachen.
Es sind die Pflegefachpersonen, die bei einem
Volumenverlust und den damit zusammen hängenden Blutdruckabfall als erste
reagieren
Es sind die Pflegefachpersonen, die den
durchgebluteten Verband bemerken.
Es sind die Pflegefachpersonen, die allergische
Reaktionen auf Medikamente oder Bluttransfusionen als erste registrieren.
Es sind die Pflegefachpersonen, die eine Atemnot
bemerken und erste Schritte einleiten.
Es sind die Pflegefachpersonen, die um frühe
Mobilisation, besorgt sind, um Thrombosen und ihre Folgenzu verhindern.
Es sind die Pflegefachpersonen, welche die
Hautverhältnisse überwachen, damit Dekubiti vermeiden, sowie Hauterkrankungen
wie Pilze oder ähnliches erkennen.
Es sind die Pflegefachpersonen, die an den heissen
Tagen darum besorgt sind, dass alte Menschen genügend Flüssigkeit erhalten.
Es sind die Pflegefachpersonen, die bemerken, wenn
aus einer Drainage nicht die Flüssigkeit herauskommt, die laut seiner Lage
normal wäre.
Es sind die Pflegefachpersonen, welche die
Suizidgefahr bei psychisch kranken Menschen einschätzen und sie, wenn nötig in
Sicherheit bringen.
Es sind Pflegefachpersonen, die in der Psychiatrie
akute Krisen auffangen. Und Menschen in solchen Krisen durch ihre persönliche
Hölle begleiten.
Es sind die Pflegefachpersonen, die bei einem
Herzkreislaufstillstand mit der Reanimation beginnen, bis das REA – Team da
ist.
„Ich bin der Unterschied zwischen
würdigem oder unwürdigem Leben und Sterben“
Es sind die Pflegefachpersonen, die Sterbende und
ihre Angehörigen bis zum letzten Atemzug und darüber hinaus begleiten. Die
dafür sorgen, dass Sterbende keine Angst, keine Schmerzen und keinen Durst
leiden müssen.
Es sind die Pflegefachpersonen, die sich darum
kümmern, dass volle Einlagen gewechselt werden, dass demente Menschen, die
Toilette finden, dass von Kot und Urin verschmutzte Betten frisch bezogen
werden.
Es sind die Pflegefachpersonen, die bei depressiven
Menschen so lange dran bleiben, bis diese die Kraft aufbringen, ihre
persönliche Körperpflege durchzuführen.
Es sind die Pflegefachpersonen, welche die Autonomie
von pflegebedürftigen Menschen wahren.
Das alles und noch viel mehr tun Pflegefachpersonen.
Sie tun es, unter massivem Zeit – und Kostendruck, der häufig ungefiltert an
sie abgegeben wird.
Dies alles zu tun, erfordert nicht nur ein
fundiertes Fachwissen und Können, es erfordert auch Herz und seelische
Substanz.
Wenn Pflegende dann eine Protestwoche starten, um
auf ihre Herausforderungen und die Probleme aufmerksam zu machen, haben sie von
der Bevölkerung und vor allem von der Politik mehr verdient, als klein geredet
und negiert zu werden.
Wir lassen uns aber nicht mehr klein machen, wenn diese
Woche mir eines gezeigt hat, dann dass wir nicht nur «just a nurse» sind,
sondern auch «proud to be a nurse».
Madame Malevizia
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